Old School: Schüler sehen E-Books nur als Ergänzung

Geschrieben von am 01. Januar 2011 in Kategorie Meinung

Nicht einmal jeder dritte Schüler zwischen 14 und 19 Jahren meint, dass elektronische Medien auf Papier gedruckte Schulbücher ersetzen könnten. Immerhin wünscht sich eine große Mehrheit ihren stärkeren Einsatz im Unterricht.

Auf ihre gedruckten Schulbücher möchten die allermeisten Schüler in Deutschland nicht verzichten, aber elektronische Medien sollten stärker als bisher im Unterricht verwendet werden. Das ist das wichtigste Ergebnis aus eine Forsa-Umfrage, die der BITKOM beauftragt hatte. Befragt wurden 500 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 14 und 19. Mit bloß 29 Prozent glaubt weniger als ein Drittel der Schüler, dass E-Books, Lernsoftware und andere elektronische Medien Schulbücher aus Papier überflüssig machen können.

Elektronische Medien nur als Ergänzung
Die überwältigende Mehrheit widerspricht dieser Ansicht. „Elektronische Medien sollten den Unterricht sinnvoll unterstützen und bereichern“, kommentierte BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. Digitale Lernmedien bieten Möglichkeiten, wie sie ein Buch aus Papier nicht bietet, etwa Audio- und Videoaufnahmen. Zudem ist eine automatische Aktualisierung und Ergänzung der Inhalte möglich. „Ein modularer Aufbau der elektronischen Lerneinheiten mit differenzierten Inhalten und Tests macht es einfacher, die Schüler individuell zu fördern.“

Obwohl die meisten Schüler herkömmliche Schulbücher für unverzichtbar halten, stehen sie elektronischen Lernmedien aufgeschlossen gegenüber: In der Umfrage gaben 92 Prozent von ihnen an, dass digitale Medien den Unterricht interessanter machen und 79 Prozent meinten, dass damit das Verstehen der Inhalte besser gelingt. 84 Prozent sprachen sich für einen stärken Einsatz elektronischer Medien im Unterricht aus.

Computer spielen im Unterricht oft keine Rolle
Viele Schulen sind weit davon entfernt, diesen Wünschen nachzukommen, denn bei 43 Prozent der befragten Schüler kommen Computer im Unterricht gar nicht oder seltener als einmal wöchentlich zum Einsatz. Scheer: „Eine gute Ausstattung mit Computern, Internetzugängen und Whiteboards ist die Grundlage für einen modernen Unterricht.“ Der BITKOM betont, neben der Technik gut geschulte Lehrer genauso wichtig seien, damit neue Lernkonzepte in der Praxis umsetzt werden können.

Offensichtlich sind die Schüler ihren Lehrern und Schulen ein ganzes Stück voraus, wenn es um den Einsatz zeitgemäßer Unterrichtsmedien geht. Das aus meiner Sicht wichtigere Ergebnis der Umfrage ist jedoch ein anderes: Noch nicht einmal jeder dritte Schüler erkennt die absolute Überlegenheit digitaler Unterrichtsmedien gegenüber herkömmlichen Schulbüchern. Schon auf dem jetzigen technischen Stand sind E-Book-Reader ausgereift genug, gedruckte Schulbücher vollständig zu ersetzen. Selbst die Speicher der einfachen Modelle bieten Platz für weit mehr Bücher als ein Schüler im Laufe seiner gesamten Schulzeit liest.

Am Geld sollte es nicht liegen
Schwere Schultaschen könnten längst der Vergangenheit angehören, wenn Schüler nur noch einen E-Book-Reader sowie  ein Netbook oder Subnotebook zur Schule mitnehmen würden. Bereits die normalen Preise für einfache E-Book-Lesegeräte müssten dem flächendeckenden Einsatz nicht im Wege stehen, aber bei Sammelbestellungen ganzer Schulen oder Schulbezirke ließen sich sehr attraktive Rabatte aushandeln.

Einen eigenen Computer braucht heute sowieso jeder Schüler. Anstatt die Schulen mit PCs auszustatten, sollte die Ausstattung der Schüler mit eigenen Computern bezuschusst werden, damit die erforderliche Hardware auch zum Lernen und für die Hausarbeiten zur Verfügung steht.

Was bedeutet es für die Zukunft Deutschlands, wenn selbst die meisten Jugendlichen nicht erkennen, dass gedruckte Schulbücher der zeitgemäßen Wissensvermittlung im Wege stehen?

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  1. Hoffnung für deutschen E-Book-Markt | TechBanger.de says:

    […] GfK Panel Services anlässlich der Leipziger Buchmesse nennt. Im vorigen Jahr sorgten E-Books (ohne Schul- und Fachbücher) erst für Umsätze von 21 Millionen Euro, der Anteil am Gesamtmarkt lag bei verschwindend geringen […]