E-Books haben es schwer in Deutschland

Geschrieben von am 01. September 2010 in Kategorie Web 2.0

Nach einem schweren Start werden E-Books in Deutschland schließlich doch zum Bestseller, glauben die Experten bei PricewaterhouseCoopers. Im Jahr 2015 betrage der Umsatz im Markt für Belletristik 350 Millionen Euro. Derzeit wird mit Unterhaltungsliteratur in elektronischer Form nur ein Umsatz von 20 Millionen Euro erzielt.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hat für ihre Studie „E-Books in Deutschland – Eine neue Gutenberg-Ära?“ eine Befragung durchgeführt und kommt trotz der derzeit ernüchternen Zahlen zu dem Schluss, dass E-Books sich zum Bestseller entwickeln werden. Für das Jahr 2015 prognostiziert das Unternehmen im Bereich der Belletristik den elektronischen Büchern 6,3 Prozent Marktanteil, was einem Umsatz von 350 Millionen Euro entspricht. 2010 werden voraussichtlich nur 20 Millionen Euro mit belletristischen E-Books auf dem deutschen Markt umgesetzt.

Die Probleme beginnen bereits damit, dass mehr als jeder zweite Befragte nicht genau weiß, was ein E-Book überhaupt ist. Den Begriff E-Reader kann sogar nur einer von fünf Befragten richtig einordnen. Zudem sei den Lesern in Deutschland das haptische Erlebnis besonders wichtig. Die Deutschen halten besonders gerne bedrucktes Papier in der Hand, könnte man sagen. Trotz kontraststarker Displays mit scharfer Darstellung würden die Lesegeräte nicht als gleichwertige Alternative betrachtet. Weiter wachsende Mobilität der Bevölkerung könnte aber für mehr Interesse sorgen: „Für die Lektüre unterwegs und zwischendurch sind E-Books eine interessante Alternative“, kommentiert Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC.

Bei PwC sieht man die elektronischen Lesegeräte als Treiber der Digitalisierung des Buchmarktes. Attraktivere Endgeräte sorgen für stärkeres Interesse am elektronischen Lesen, lautet die Annahme. 2,5 Millionen E-Book-Lesegeräte werden in Deutschland bis zum Jahr 2015 abgesetzt, prognostizieren die Experten. Allerdings müssten die E-Book-Reader dazu billiger werden und mehr Funktionen wie Internetzugang und Farbbildschirm erhalten. Den aktuellen Bestand in Deutschland schätzt man bei PwC auf 50.000 bis 80.000 Geräte. Im Massenmarkt werden Tablet-Computer als Lesegeräte fungieren, spezielle E-Reader wie der Kindle von Amazon seien vor allem etwas für Vielleser. Immerhin werden bald viele Menschen ein Gerät besitzen, mit dem sie E-Books konsumieren können. Für 2015 erwarten die PwC-Fachleute, dass schon jeder Siebte in Deutschland ein Tablet besitzt.

Es liegt allerdings nicht nur an zögerlichen Konsumenten, wenn im laufenden Jahr bloß 20 Millionen Euro mit belletristischen E-Books umgesetzt werden. Es fehlt auf dem deutschen Markt an legalen Inhalten. Zwar seien mehr als 100.000 deutschsprachige Titel erhältlich (8 Prozent aller lieferbaren Bücher), davon ab nur rund 8.000 im offenen EPUB-Format, das viele Lesegeräte unterstützen. Wer vor Raubkopien nicht zurückschreckt, kann sich freilich aus einer großen Auswahl bedienen.

Ein weiteres Hemmnis für die Entwicklung des deutschen E-Book-Marktes stellen die hohen Preise dar. Immerhin sind E-Books in anderen Ländern nicht zuletzt aufgrund der großen Sparmöglichkeiten gegenüber den gedruckten Ausgaben beliebt. „Derzeit kostet die digitale Ausgabe eines Hardcover-Bestsellers im Durchschnitt rund 15,50 Euro und damit lediglich drei Euro weniger als das gebundene Buch. Bei Taschenbuch-Bestsellern beträgt der Preisvorteil des E-Books bei einem Durchschnittspreis von rund 9,20 Euro sogar nur etwa 40 Cent“, schreibt PwC zur Preisgestaltung.

Das geht an den Erwartungen der Käufer vorbei. Bei den 14 Prozent der Befragten, die im letzten Jahr überhaupt E-Books gekauft hat, lag der Durchschnittspreis bei nur sechs Euro. Nicht stärker auf die Kundenerwartungen einzugehen, ist gefährlich: „Die deutsche Buchbranche droht, die Digitalisierung zu verschlafen. E-Books werden das gedruckte Buch zwar langfristig nicht verdrängen, sie werden aber auch nicht wieder verschwinden. Verlage und Buchhandel müssen funktionierende Geschäftsmodelle entwickeln, bevor internationale und teilweise sogar branchenfremde Player wie Amazon, Google oder Apple an ihnen vorbeiziehen“, betont Ballhaus.

Gehört Ihr zu diesen 14 Prozent? Besitzt Ihr einen speziellen E-Book-Reader oder lest Ihr auf anderen Endgeräten wie Media-Tablets oder Smartphones?

Ähnliche Beiträge:

Tags : , , , , , , ,

0 Comments For This Post

4 Trackbacks For This Post

  1. Old School: Schüler sehen E-Books nur als Ergänzung | TechBanger.de says:

    […] im Alter zwischen 14 und 19. Mit bloß 29 Prozent glaubt weniger als ein Drittel der Schüler, dass E-Books, Lernsoftware und andere elektronische Medien Schulbücher aus Papier überflüssig machen […]

  2. IDC: 50 Millionen Media-Tablets in 2011 | TechBanger.de says:

    […] 2010 außerdem der Markt für E-Book-Lesegeräte. Das ist besonders deshalb interessant, weil sich E-Books grundsätzlich auch auf Media-Tablets lesen lassen. Zu Anfang des letzten Jahres wurde daher…eäußert, Media-Tablets würden E-Book-Reader verdrängen. Das Gegenteil ist der Fall: Im vierten […]

  3. E-Book-Reader: Europa holt bis 2015 auf | TechBanger.de says:

    […] nur in Deutschland haben es E-Books und Lesegeräte für elektronische Bücher schwer. Im letzten Jahr wurden nur 15 […]

  4. 40 Prozent Wachstum bei E-Book-Readern | TechBanger.de says:

    […] gut genug) zum Lesen langer Texte eignen, werden digitale Medieninhalte aller Art und damit auch E-Books interessanter für die Verbraucher und somit auch für die Verlage. Damit wird der Anreiz für die […]