MyVideo startet Online-Videothek mit 60 Filmen

Geschrieben von am 06. Mai 2009 in Kategorie Web 2.0

Die Community MyVideo.de hat sich in der Kreis der kostenlosen Online-Videotheken eingereiht. Zu sehen sind 60 Spielfilme in ganzer Länge. Das Videoportal setzt dabei auf eine Technologie-Kooperation mit Nowtilus, einer Firma für schlüsselfertige Video-on-Demand (VOD)-Lösungen.

Mit Filmen wie „Mr. Nice Guy“, „American History X“ oder „Blade“ geht MyVideo mit einer unspektakulären, aber soliden Mischung ins Rennen gegen Konkurrenten wie MSN Movies und Videoload free, die bereits Vergleichbares anbieten. Aus mindestens drei Gründen ist die eigene Online-Videothek von MyVideo allerdings interessant.

„Die VOD-BOX von Nowtilus ermöglicht dabei eine dynamische Darstellung und hohe Bildqualität während der Wiedergabe der Filme und ein gutes Seherlebnis auch auf Rechnern mit durchschnittlicher Hardware. Die neue Online-Videothek wird von SevenOne Interactive, dem Online- und Multimediavermarkter der ProSiebenSat.1 Group, vermarktet“, steht in der Pressemitteilung von SevenOne Intermedia. Zunächst überrascht es doch, dass ein großes Videoportal (noch dazu einer TV-Senderkette) sich einen Partner wie Nowtilus für die Umsetzung des Projekts ins Boot holt.

Manuel Uhlitzsch, Geschäftsführer Magic Internet (Media-Agentur MyVideo) betont die Wachstumschancen für das Portal: „MyVideo ist schon heute eines der führenden Entertainment-Portale im deutschen Internet. Der Kino-Content wird dazu beitragen, dass wir weiter wachsen werden. Mit ‚MyVideo Filme‘ führen wir unsere Strategie konsequent fort, mehr professionelle Inhalte auf MyVideo zu bringen. Angefangen mit über 16.000 Musik-Videos und ganzen Folgen der Sat.1-Telenovelas ‚Anna und die Liebe‘ und ‚Verliebt in Berlin‘ sowie zahlreichen Online-Soaps und TV-Highlights machen wir jetzt unserer Video-Community auch große Kinofilme zugänglich – gratis und rund um die Uhr.“

Letzteres stimmt nicht ganz, denn erst ab 16 Jahren freigegebene Spielfilme können aufgrund rechtlicher Vorgaben erst ab 22 Uhr abgerufen werden. Mit anderen Worten: Zu den Zeiten, zu denen berufstätige Erwachsene den VOD-Dienst sinnvoll nutzen können, bekommen sie im Grunde nur Kinderprogramm. Zu den absurden Regeln des Jugendschutzes im Internetzeitalter sei an dieser Stelle eine dreiteilige Artikelreihe bei Telepolis empfohlen.

Angesichts der Betonung professioneller Inhalte wird einmal mehr deutlich, dass von Nutzern erstellte Inhalte zumindest derzeit noch kein besonders attraktives Werbeumfeld bieten. Ob das immer so bleiben wird, steht auf einem anderen Blatt. Der Wunsch nach einem kontrollierten Umfeld erscheint auf den ersten Blick verständlich, doch ich möchte zu bedenken geben, dass der Erfolg von Googles Anzeigennetzwerk wesentlich darauf aufbaut, Kontrolle abzugeben.

Das Spannendste am Start der Online-Videothek von MyVideo ist aber das Thema Geschäftsmodell. Leander Carell, Geschäftsführer bei Nowtilus äußert sich wie folgt: „Werbefinanzierte Spielfilme per Video-on-Demand sind ein hochwertiges Angebot für Online-Zuschauer. Wir freuen uns, dass dieser Service jetzt den Filmfans von MyVideo zur Verfügung steht. Video-on-Demand wird dadurch mehr und mehr als legaler Vertriebskanal für Spielfilme an Bedeutung gewinnen und bietet sowohl für Produzenten als auch die Werbeindustrie ein zunehmend attraktives Geschäftsmodell.“

Dem ist zuzustimmen. Allerdings hat mit Video on Demand nicht bloß ein zusätzlicher Vertriebskanal geöffnet. In der Medienwelt der Zukunft könnten Websites wie MyVideo.de an die Stelle treten, die bisher die Free-TV-Sender einnehmen. Das Geschäftsmodell des werbefinanzierten Fernsehens könnte bald in sich zusammenbrechen. Wenn sich mehr und mehr Fernsehzuschauer ihre Sendungen nicht mehr live im TV, sondern als Video zum jederzeitigen Abruf anschauen, bekommen besonders die großen Free-TV-Sender ein Problem.

Es gehen ja schließlich nicht nur zahlenmäßig für die Quotenmessung relevante Zuschauer verloren, es sind überdurchschnittlich viele der jungen Zuschauer. Bei TV-Serien sind ja sogar Pay-TV-Sender ein Problem, weil ein Teil der besonders an einer Serie interessierten (!) Zuschauer abseits der Quote fernsieht. Zusammen mit zeitversetztem Fernsehen über Videorekorder, Pay-TV, Kauf- und Leihvideos auf physischen Datenträgern könnte ein Erfolg der kostenlosen Video on Demand-Dienste das Geschäftsmodell der kommerziellen Free-TV-Kanäle zum Kippen bringen. Nicht vergessen werden sollte, dass Internetinhalte langsam auf die Fernseher im Wohnzimmer kommen.

Im Gegensatz zu MSN Movies (Microsoft) und Videoload free (Telekom) steht hinter MyVideo die ProSiebenSat.1-Gruppe, also einer der beiden großen Player im privaten Free-TV in Deutschland.

Ist der Start einer Online-Videothek daher ein vorausschauender Schritt, weil sich der Medienwandel nicht aufhalten lässt? Oder sägt ProSiebenSat.1 im Grunde am eigenen Ast?

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3 Comments For This Post

  1. Dexter says:

    Das Angebot haut mich jetzt nicht vom Hocker, aber dafür, dass es die Filme für lau gibt, kann man wirklich nichts sagen. Legitimierte Profile wären eine gute Idee, damit man auch schon zur früheren Stunde entsprechende Filme ansehen kann.

    P.S. Danke für den Tipp, ich wusste nicht, dass man bei Myvideo jetzt Fime ansehen kann!

  2. NetReview says:

    Das Filmangebot von MyVideo ist noch recht bescheiden. Hoffen wir, dass es bald mehr wird. Ausserdem sind die Filme ziemlich alt. Ein Film stammt aus dem letzten Jahr und 90% aller anderen Filme sind älter als 7 Jahre.
    Nichtsdestotrotz finde ich das Portal interessant.

  3. Online Videothek says:

    Das ist auf jeden fall mal cool. aber ob ich nun nen Hip Hop Film sehen möchte, für nicht komerzielle Filme allerdings sehr interessant für Reportagen fände ich das auch cool

2 Trackbacks For This Post

  1. Filme kostenlos online angucken auf MyVideo | rap2soul says:

    […] Dafür, dass die Filme bei MyVideo kostenlos sind, ist das Angebot schon ganz okay für den Anfang. Für Black Music Fans interessant: der Hip-Hop Film “Status Yo!”. Die Bedienung überzeugt, die technische Qualität ebenfalls. Einen ausführlichen Bericht über den Start der Online-Videothek bei MyVideo könnt Ihr auf diesem Web 2.0 Blog lesen. […]

  2. Videos sorgen für Traffic-Explosion | TechBanger.de says:

    […] ihrer Inhalte über ihre eigenen Videoportale und Mediatheken an, große Videoportale wie YouTube, MyVideo und Sevenload setzen ebenfalls verstärkt auf professionelle Medieninhalte als Ergänzung zu […]