Internet und Digitalisierung der Gesellschaft bereiten den Deutschen Kopfschmerzen

Geschrieben von am 20. Februar 2014 in Kategorie Web 2.0

Heute schon Sorgen um die Zukunft gemacht, war das Internet daran Schuld? Wenn ja, seid Ihr nicht allein, denn gleich zwei neue Umfragen zeigen, dass Skepsis gegenüber dem technischen Fortschritt bzw. den damit einhergehenden Veränderungen hierzulande sehr weit verbreitet sind.

Die Deutschen haben schon vor den Enthüllungen über die weitreichende Überwachung des Internets durch Geheimdienste die mit der zunehmenden Digitalisierung verbundenen Entwicklungen nicht mit offenen Armen begrüßt. Die Bedenken sind nun jedoch gewachsen, wie die Trendstudie „Mobile Internetnutzung 2014“ des Marktforschungsinstituts Nordlight Research in Kooperation mit dem Online-Befragungsdienstleister Webfrager zeigt. Mehr als 600 Deutsche ab 16 Jahren wurden im vorigen Monat zu ihrem Nutzungsverhalten im mobilen Internet befragt.

Die User sind verunsichert

Zwei von drei Usern (69 Prozent) achten eigenen Angaben zufolge mehr darauf, was sie in Social Networks und ähnlichen Angeboten über sich verraten. Jeder zweite ist vorsichtiger bei der Informationsübermittlung via E-Mail, SMS und Instant Messaging. Den Bedenken gegenüber dem Speichern von Daten in der Cloud und Mobile Banking hat sich ebenfalls erhöht.

Andererseits hat kaum mehr als jeder zweite Nutzer des mobilen Internets (53 Prozent) Software zum Schutz vor Malware auf seinem Smartphone bzw. Tablet im Einsatz, vor allem bei jungen Menschen sind solche Apps wenig verbreitet. Manche Onliner nutzen das Internet wieder stärker stationär. „Generell zeigt sich unter den Nutzern neun Monate nach Beginn der NSA-Affäre ein breites Spektrum an Verhaltensweisen zwischen den Polen Absicherung bzw. Verzicht und Ignorieren bzw. Resignieren“, lautet eine Feststellung in der Pressemitteilung von Nordlight Research.

„Die ans Licht gekommene allgegenwärtige Überwachung könnte durchaus zum Sand im Getriebe des zuvor stark gewachsenen mobilen Internetmarkts werden“, warnt Rafael Jaron, Geschäftsführer bei Nordlight Research. „Für mittelfristige Prognosen ist es allerdings noch zu früh. Gleichzeitig ergeben sich aufgrund der starken Sensibilisierung der Konsumenten für die Marktteilnehmer neue Chancen im Bereich der Mobile Security.“

Chance für Mobilfunkprovider

Immerhin zeigen sich zwei Drittel der mobilen Internetuser an zusätzlichen Services der Mobilfunkanbieter für größere Datensicherheit interessiert. 30 Prozent würden hierfür einen kleinen Aufschlag bei ihrem Mobilfunktarif akzeptieren. „Datensicherheit und Schutz der Privatsphäre können zu einem gewichtigen Differenzierungs- und Verkaufsargument im hart umkämpften Markt der mobilen Internet-Technologie werden“, sagt Bodo Griehl, Projektleiter bei der Webfrager GmbH.

Noch mehr Unbehagen gegenüber Veränderungen durch das Internet und digitale Technologien fördert eine Studie auf Basis von 1.515 Face-to-Face-Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahren zutage, die im Auftrag des Bundesforschungsministeriums vom Institut für Demoskopie Allensbach im Januar durchgeführt wurde. 39 Prozent sehen den Veränderungen überwiegend mit Befürchtungen entgegen, nur 20 Prozent eher mit Hoffnungen. 31 Prozent gehen von einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Vor- und Nachteilen aus.

Mehr Bildung – mehr Optimismus

Frauen und Personen mit geringerer (formaler) Bildung machen sich mehr Sorgen als Männer und Personen mit (formal) besserer Bildung. Interessant: Nur bei den Befragten unter 30 Jahren sind die Optimisten in der Mehrheit. Bei den 45- bis 59-jährigen sind nur 16 Prozent und bei den Befragten ab 60 Jahren sogar bloß 10 Prozent überwiegend optimistisch.

Zu verschiedenen Entwicklungen wurden die Teilnehmer gefragt, wie sich die jeweilige Situation wohl in zehn Jahren darstellen werde. 90 Prozent glauben an eine stärkere Nutzung persönlicher Daten zu Werbezwecken, 84 Prozent gehen davon aus, dass Kinder mehr Zeit als heute mit Computerspielen verbringen werden und 71 Prozent denken, dass „das Einkaufen im Internet die normalen Geschäfte immer mehr verdrängen“ werde. Warum ich Letzteres für eine gute Entwicklung halte, habe ich diese Woche bereits hier im Blog geschrieben.

Widersprüchliche Erwartungen

Die Enthüllungen über das Ausmaß der Aktivitäten der Geheimdienste haben nach Beobachtung der Meinungsforscher die Bevölkerung für das Thema Datensicherheit sensibilisiert. Das führe bei den Erwartungen der Teilnehmer zu teilweise widersprüchlichen Perspektiven: „So gehen 69 Prozent davon aus, dass sich die Menschen damit abfinden werden, dass ihre persönlichen Daten im Internet nicht sicher sind. Gleichzeitig vermuten jedoch auch 57 Prozent, dass die Menschen lernen werden, mit ihren persönlichen Daten im Internet und in sozialen Netzwerken sicherer umzugehen“, schreibt das Institut für Demoskopie Allensbach. „Diese Widersprüchlichkeit in den Ergebnissen ist wohl damit zu erklären, dass die Bevölkerung zwar einerseits vermutet, dass es keine allumfassende Sicherheit persönlicher Daten im Internet geben kann, dass andererseits aber die Sensibilität für dieses Thema in der Bevölkerung eher zunehmen wird.“

Die Umfrageergebnisse stehen auf der Website digital-ist.de sowohl in einer Kurz- als auch in einer Langfassung in Form von PDF-Dateien kostenlos zum Download bereit. Werft mal einen Blick drauf, dank Grafiken und Übersichten lassen sich die wichtigsten Daten schnell erfassen, ohne alles lesen zu müssen!

Eine Zahl habe ich mir für den Schluss aufgehoben: Eine relative Mehrheit von 43 Prozent rechnet angesichts der Veränderungen durch Internet und digitale Technologien nicht mit gravierenden Auswirkungen auf ihr Leben. Also da bin ich mir sicher: Das ist ein Irrtum!

Welche Auswirkungen seht Ihr für die Zukunft, steht Ihr diesen Veränderungen positiv oder negativ gegenüber?

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