Lebensmittel: Nachhaltige Veränderung des Kaufverhaltens durch Corona-Pandemie?

Geschrieben von am 17. September 2021 in Kategorie Web 2.0

Im Vergleich mit anderen Wirtschaftsbereichen gab es seit Beginn der Corona-Pandemie im Einzelhandel mit Lebensmitteln nur moderate Einschränkungen. Dennoch waren auch im Lebensmittelhandel deutliche Veränderungen im Kaufverhalten zu beobachten.

Wie nachhaltig sich das Verhalten der Verbraucher im Zuge der Corona-Krise verändert hat, lässt sich derzeit nur vorsichtig schätzen, denn die Pandemie ist längst nicht überwunden. Beim Bitkom geht man jedenfalls davon aus, dass es bereits zu dauerhaften Veränderungen gekommen ist und veröffentlicht dazu Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage.

Demnach bestellt derzeit etwa jeder vierte Deutsche (26 Prozent) wenigstens ab und zu seine Lebensmittel online. Vor der Pandemie taten dies lediglich 16 Prozent. Als im vorigen Jahr die Corona-Beschränkungen besonders weitreichend waren, kauften allerdings sogar etwas mehr Verbraucher ihre Lebensmittel im Internet. Der Rückgang beträgt seitdem allerdings lediglich 4 Prozentpunkte.

Weiterhin auf hohem Niveau

„Die von der Coronakrise angestoßenen Veränderungen sind auch im Lebensmitteleinzelhandel von Dauer“, kommentiert daher Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder die neuen Zahlen. Während alte Menschen dem stationären Handel eher die Treue halten, ist der Lebensmittelkauf im Netz bei jüngeren Menschen deutlich stärker verbreitet: 32 Prozent in der Altersgruppe von 16 bis 29 Jahren bestellen häufig oder hin und wieder Essen und Getränke online. Bei den 30- bis 49-Jährigen gehören sogar 36 Prozent zu den Online-Käufern. Die Altersgruppe von 50 bis 64 Jahren liegt mit ihren 26 Prozent insoweit genau im Durchschnitt, während Senioren (65 Jahre und mehr) bloß zu 8 Prozent Lebensmittel über das Internet kaufen.

Vom Boom profitieren nicht nur die ganz großen Unternehmen: Jeder zehnte Konsument kauft bei Online-Hofläden oder hat ein Abo für „Gemüsekisten“. In Online-Supermärkten wie bringmeister.de, Amazon Fresh und rewe.de kaufen 8 Prozent ein, auf Plattformen wie Ebay 7 Prozent. Die recht neue Klasse von Lieferdiensten mit „Sofort-Service“ nutzen bereits 7 Prozent der Deutschen. Angebote, mit denen Lebensmittelverschwendung entgegengewirkt werden soll, nutzen 4 Prozent.

„Viele Menschen haben während der Corona-Pandemie neue Einkaufswege ausprobiert und erstmals via Internet Lebensmittel besorgt“, erläutert Rohleder. „Mittlerweile hat sich das Unbehagen, im Geschäft vor Ort einzukaufen, bei vielen wieder gelegt. Nicht nur neue Geschäftsmodelle etwa wie Express-Lebensmittellieferungen in wenigen Minuten sorgen jetzt dafür, dass mehr Menschen online Lebensmittel kaufen – und das völlig unabhängig von Corona.“

Inzwischen gehen außerdem wieder viel mehr Menschen in die Geschäfte vor Ort. Bei einer Erhebung zu Pandemie-Beginn gaben lediglich 65 Prozent der Teilnehmer an, in Supermärkte zu gehen. Discounter besuchten eigenen Angaben zufolge bloß 58 Prozent. Derzeit gehen 8 von 10 Deutschen (82 Prozent) in den Supermarkt und 7 von 10 (69 Prozent) zum Discounter. Wochenmärkte werden von 42 Prozent der deutschen Verbraucher genutzt (2020 waren es 43 Prozent), Hofläden in der Nähe von 30 Prozent. Einer von fünf Konsumenten (19 Prozent) kauft in Feinkostläden; hier ist das Plus zum Vorjahr, als nur 12 Prozent der Deutschen wenigstens ab und an in Feinkostgeschäften waren, besonders deutlich ausgeprägt. Im Großhandel kaufen 14 Prozent (2020: 12 Prozent).

Neue Erfahrungen gemacht

Zumindest in einer Hinsicht kann ganz sicher von einer nachhaltigen Veränderung gesprochen werden: Viele Verbraucher hatten in Vor-Corona-Zeiten noch überhaupt keine Erfahrungen mit dem Lebensmittelkauf im Internet. Sie hatten das nie ausprobiert.

„Die Pandemie hat dem Online-Lebensmittelhandel einen anhaltend starken Schub verpasst“, so Rohleder. Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent derjenigen, die inzwischen wenigstens ab und zu Lebensmittel im Netz bestellen, hatten das durch die Corona-Krise erstmals getestet. Entgegen verbreiteter Vermutungen trifft dies sowohl auf Alte als auch auf Junge zu. Allerdings sind die Senioren in dieser Gruppe besonders stark vertreten: Zwei von drei Senioren (68 Prozent) wurden in der Pandemie zu Online-Erstkäufern von Lebensmitteln.

Die Befragung zeigte, dass die Deutschen nicht bloß mehr Nahrungsmittel über das Internet bestellen. Sie tun dies zudem häufiger. So gaben 47 Prozent der Befragten an, seit Pandemie-Beginn häufiger über das Internet Lebensmittel gekauft zu haben. Eine Mehrheit von 57 Prozent hat seitdem neue Angebote für Lebensmittel im Netz ausprobiert.

Welchen Stellenwert hat der Lebensmittelkauf im Internet für Euch? Wie hat sich dies seit Pandemiebeginn verändert?

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