Die ganze Branche der Unterhaltungselektronik profitiert vom großen Interesse an Tablet-Computern. Der Boom bei Tablets sorgt nicht nur im Computermarkt für Bewegung. Das war vor einem Jahr noch nicht zu erwarten.
Diese Woche stellte Steve Jobs das iPad 2 vor. Die Revolution ist zwar ausgeblieben, doch eine Reihe von Verbesserungen wird das Interesse am Apple-Tablet noch weiter vergrößern. Die anderen Hardwarehersteller haben seit dieser Woche eine neue Messlatte, an der sie ihre Alternativ-Produkte ausrichten müssen. Davon, selbst die Trends im Tablet-Markt zu setzen, sind sie angesichts der Apple-Dominanz noch ein gutes Stück entfernt.
Unerwartet großer Erfolg
Vorauszusehen war der gewaltige Erfolg nicht. Vor einem Jahr gab es das iPad der ersten Generation noch nicht zu kaufen, der US-Verkaufsstart erfolgte am 3. April 2010. Der Hype nach der Präsentation des ersten iPad war zwar riesig, aber nachdem die Geräteklasse der Tablet-Rechner jahrelang kaum für Interesse sorgte, schien eine gewisse Skepsis angebracht, wie groß die Nische zwischen Smartphone und Netbook tatsächlich ist.
Ich bin nach wie vor der Ansicht, das viele Tablet-Käufer mit einem anderen mobilen Endgerät besser beraten wären, sofern man den Nutzen bzw. Bedarf zum entscheidenden Auswahlkriterium erklärt. Aber die Leute kaufen, was sie haben möchten, nicht, was sie benötigen. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr über 500.000 Tablet-Computer verkauft, berichtet die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). Das ist wenig im Vergleich zu den Erwartungen für dieses Jahr: Die Experten erwarten eine Nachfrage in Höhe von 1,5 Millionen Geräten in 2011. Dabei können die Konsumenten bald aus dem Vollen schöpfen: „Führende Hersteller der Consumer Electronics und der IT-Industrie haben zum Jahresbeginn mehr als 80 neue Modelle angekündigt“ schreibt die gfu. „Die überwältigende Nachfrage nach Tablet-Computern hat branchenweit eine eindrucksvolle Entwicklungsinitiative ausgelöst.“
Tablets als Schaltstelle bei der Heimvernetzung
Spannend ist diese Dynamik, weil es längst nicht mehr allein um die Tablets und die Apps geht. Media-Tablets eignen sich nicht nur zum Konsumieren von Medieninhalten auf dem Gerät selbst, sondern können eine komfortable Brücke in eine stark vernetzte Umwelt darstellen: „Der Tablet-Boom inspiriert die gesamte Branche der Consumer Electronics“, resümiert Dr. Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu, die Erfahrungen der letzten Monate. „Hier geht es um viel mehr als nur ein neues Hardware-Konzept: Die Tablets stehen für faszinierende ergonomische Lösungen, für extrem einfache und nutzerfreundliche Bedienung und für ein nahezu unerschöpfliches Potenzial neuer Anwendungen.“
Von Internetradios und Onlinevideotheken über Musik-, Foto- und Filmarchive bis zum Live-Empfang von Fernsehsendungen über das Heimnetzwerk ermöglichen Tablet-Computer einen einfachen Zugriff. Zahlreiche Hersteller aus der Unterhaltungselektronik bieten schon Apps an, über die Tablet-Rechner zu bequem verwendbaren Steuerungszentralen werden. Sogar Flachbildfernseher, deren große Bildschirme kein Bedürfnis nach einer Fernbedienung mit großem Display vermuten lassen, können einfacher gesteuert werden. Auf Hybrid-TV-Geräten steht über das Internet eine im Wohnzimmer nie gekannte Auswahl an Videos und anderen Medieninhalten zur Verfügung. Das Auffinden und Verwalten von Quellen sowie die Navigation in den Angeboten stellt die Benutzer jedoch vor Probleme, die sich mithilfe von Tablets lösen lassen.
Diese Möglichkeiten beschränken sich nicht auf die Mediennutzung, sondern können ebenso ein vernetztes Haus von der Überwachungskamera bis zur Heizung steuern. „Wir freuen uns auf ein spannendes CE-Jahr voller kreativen Ideen“, fasst Dr. Hecker die Erwartungen der Industrie für die kommenden Monate zusammen. „Und wir freuen uns schon jetzt auf die IFA in Berlin, die in diesem Jahr vom 2. bis zum 7. September stattfindet. Sie wird das gesamte Spektrum der innovativen Anwendungen aus allen Bereichen der Consumer Electronics eindrucksvoll darstellen.“
Ich gebe zu, die Einsatzmöglichkeit als „Mega-Fernsteuerung“ vor einem Jahr nicht bedacht zu haben. Tablet-Computer könnten das zuvor fehlende Puzzlestück sein, das dem vernetzten Wohnen zum Durchbruch verhilft.
Welche Einsatzmöglichkeiten für Tablet-Rechner findet Ihr am interessantesten bzw. wofür nutzt Ihr Euer eventuell bereits vorhandenes Tablet bereits?