Internetfähige Fernseher werden sich schnell durchsetzen

Geschrieben von am 30. April 2011 in Kategorie Web 2.0

Mit jährlichen Wachstumsraten von 30 Prozent wächst der Markt für internetfähige Fernsehgeräte bis 2014 auf 123 Millionen Stück weltweit. Die Internetfähigkeiten beschränken sich dabei nicht auf Basisfunktionen wie HbbTV und Video-on-Demand.

Wenn von der künftigen Nutzung des Internets die Rede ist, dreht sich derzeit fast alles um mobile Endgeräte. Ohne Frage, Smartphones und Media-Tablets werden in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen, vor allem für die Mediennutzung. Leider wird eine andere Entwicklung, die die Medienlandschaft möglicherweise noch viel stärker verändern wird, kaum thematisiert. Vielleicht liegt es daran, dass es unter Bloggern und anderen Internetbegeisterten besonders viele Menschen gibt, die stolz von sich behaupten, ihren Fernseher schon vor Jahren abgeschafft zu haben. Oder zumindest so gut wie nie fernsehen. Und wenn, dann höchstens arte oder vielleicht mal 3sat einschalten. (Offiziell jedenfalls.)

Das Entscheidende ereignet sich jedoch vor der Couch im Wohnzimmer, die Revolution findet im Fernsehen statt. Das ist ihnen allerdings nicht bewusst, weil sie als mobile, urbane Trendsetter so selten zu Hause sind und nicht genügend Zeit vor dem Fernseher verbringen. Ich kann das jetzt nicht beweisen, aber man müsste sich ja nur mal die auf ihren iPhones gespeicherten Standortdaten der letzten Monate ansehen…

Starkes Wachstum im Markt für Fernseher mit Internetanschluss
Doch halten wir uns für heute an Daten des Marktforschungsunternehmens DisplaySearch: Im ersten Quarterly TV Design and Features Report 2011 kommen die Experten zu dem Schluss, dass der Weltmarkt für internetfähige Fernsehgeräte schon im Jahr 2014 ein Volumen von 123 Millionen Einheiten erreicht. (Hier sollte man bedenken, dass Fernsehgeräte anders als Smartphones oder Tablet-Computer typischerweise von allen Personen eines Haushalts genutzt werden.)

Fernsehgeräte mit Anschlussmöglichkeit an das Internet werden sich nicht nur in den reifen TV-Märkten gut verkaufen, wenngleich die größte Nachfrage in Westeuropa, Nordamerika und Japan erwartet wird. In Osteuropa steigt die Zahl ausgelieferter internetfähiger Fernseher der Prognose zufolge von 2,5 Millionen in diesem auf 10 Millionen im Jahr 2014; für China geht DisplaySearch schon für das Jahr 2013 davon aus, dass sich jeder dritte neu verkaufte Flachbildfernseher mit dem Internet verbinden lässt. Wie schnell sich Hybrid-TV-Geräte verbreiten, hängt dabei nicht zuletzt vom Ausbaustand in puncto Breitbandinternet ab.

Interessant: Internet auf dem Fernseher setzt sich nach Ansicht der Marktforscher in China noch vor terrestrischem Digital-TV durch. Hohe Zusatzkosten entstehen den Herstellern nicht mehr, wenn sie ihre Produkte fit fürs Netz machen wollen. Etwas Besonderes wird Internet auf dem Fernseher daher schon bald nicht mehr sein.

Smart TV: mehr als Basisfunktionen
DisplaySearch prognostiziert eine Fragmentierung des Connected-TV-Marktes: Nur mit Basisfunktionen wie HbbTV und dem Zugriff auf Onlinevideotheken wie Netflix oder Maxdome ausgestattete Modelle richten sich dabei an Verbraucher, die sich weiterhin auf ein passives Fernsehvergnügen beschränken wollen. Wer mehr will, wird im Bereich Smart TV fündig. Flachbildfernseher aus diesem Segment können Internetinhalte darstellen, ohne dabei auf ein spezielles Portal beschränkt zu sein. Sie sind mit intelligenten Such- und Empfehlungsfunktionen ausgestattet, können über Upgrades vom User erweitert werden und fügen sich nahtlos in das Heimnetzwerk ein.

Durch Smart-TV-Geräte wird der Wettbewerb in der Branche noch schärfer, weil nicht mehr nur TV-Geräte-Hersteller untereinander konkurrieren. Die entsprechenden Nutzerbedürfnisse erfüllen auch tragbare Computer wie Media-Tablets sowie die immer leistungsfähigeren Set-Top-Boxen.

Ob die für die Netznutzung erforderliche Technik in den Fernsehgeräten selbst steckt oder in Set-Top-Boxen oder in Videospielkonsolen, ist für die Hardwareindustrie natürlich wichtig, für den Konsumenten aber nicht. Nicht gleich einen neuen Flachbildfernseher kaufen zu müssen, weil günstigere Hardware wie Set-Top-Boxen oder entsprechend „smarte“ Blu-ray-Player ausreichen, ermöglicht eine preiswerte Nachrüstung ohne Leistungsabstriche. Smartphones und Tablet-Rechner sehe ich in diesem Kontext in der Rolle von TV-Fernbedienungen. Erst mit ihnen können die Internetfunktionen von Smart-TV-Hardware ausreichend komfortabel gehandhabt werden.

Besitzt Ihr bereits einen Fernseher mit Internetfunktionen, welche Erfahrungen habt Ihr bisher damit gemacht?

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  1. Loewe Media Net: Millionen Songs von Napster am Fernseher anhören | Bandscomeback says:

    […] die Mehrheit der Musikfans dafür noch nicht bereit ist. Immerhin muss man nicht nur einen modernen Flachbildfernseher mit Zugang zum Internet besitzen (und auch so benutzen wollen!), sondern außerdem Geld für Musik im Abonnement zu zahlen […]

  2. Connectivity ist Megatrend bei Unterhaltungselektronik | TechBanger.de says:

    […] Internetfähige Fernseher ziehen vom Umsatz her dieses Jahr erstmals an TV-Geräten ohne Zugang zum Netz vorbei, prognostiziert der Hightech-Verband. Geräteklassen wie MP3-Player, DVD-Rekorder und Navis lassen sich schlechter verkaufen, weil andere Geräte deren Aufgaben “zusätzlich” beherrschen. Die Hersteller von MP3-Playern stehen durch Musik-Handys schon länger unter Druck, noch nicht ganz so lange machen Foto-Handys den digitalen Fotoapparaten Konkurrenz – besonders wenn man gewisse Ansprüche an die Bildqualität stellt. Premium-Smartphones wie das Samsung Galaxy S2, das Videos in Full-HD (1.080p) aufzeichnen kann, werden für günstige Camcorder zum Problem. Tablet-Computer beherrschen ebenfalls einige Funktionen, die den Druck auf die Hersteller von Geräten der klassischen Unterhaltungselektronik erhöhen. […]