Presseagenturen schließen Pakt mit Google News

Geschrieben von am 18. März 2009 in Kategorie Web 2.0

Acht europäische Nachrichtenagenturen haben sich mit Google verbündet, um von der Nutzung ihrer Inhalte im Web zu profitieren. Als „Hosted News“ liegen die Agenturmeldungen künftig direkt auf den Servern des Suchmaschinengiganten, der in diesem Umfeld Werbung schalten wird. Die dort erzielten Werbeeinnahmen teilen sich die Presseagenturen mit Google.

Die betreffenden Agenturen folgen dem Beispiel von Agence France-Presse (AFP), Associated Press (AP), Canadian Press sowie der britischen Press Association, die schon einen solchen Deal mit dem Internetkonzern haben. Die neuen Partner sind die Austria Presse Agentur (APA), Keystone, PAP, MTI, LUSA, ANA, Belga und EFE, die alle in der european pressphoto agency, kurz epa, zusammengeschlossen sind. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa), die ANSA aus Italien sowie die ANP aus den Niederlanden zählen zwar zu den elf Mitgliedern der epa, haben sich der Kooperation mit Google News jedoch nicht angeschlossen. Mit der dpa werde jedoch weiter verhandelt, schreibt heise online mit Berufung auf einen Firmensprecher von Google.

„Dieser neue Ansatz verbessert nicht nur die Informationssuche für die Nutzer. Er identifiziert auch Journalisten und Herausgeber, die für die Erstellung und Verbreitung von Nachrichten hart arbeiten, als ursprüngliche Nachrichtenquelle“, preist Josh Cohen, Business Product Manager von Google News, die Vorteile des Deals. Bei Horizont.net versteht man dies als Seitenhieb auf die Verlagsportale, die sonst unter Berufung auf ihre Urheberrechte Google News kritisieren. In der Presseerklärung von Google heißt es weiter: „Wir freuen uns mit epa und dadurch mit acht der führenden nationalen Nachrichtenagenturen in Europa zusammenzuarbeiten.“

Diese Freude werden zahlreiche Nachrichten-Websites nicht teilen können, denn die bei Google selbst gehosteten Agenturmeldungen werden bei der Darstellung in Google News künftig bevorzugt. Bisher finden sich oft zahlreiche Treffer bei der News-Suche, die identische Texte bieten, wenn die betreffenden Websites einfach nur die Agenturmeldungen unverändert übernehmen. Die Kopien dieser Artikel werden über Google News weiter für die User zugänglich sein, jedoch erst nach einem extra Klick.

Vielen dieser Websites, darunter viele Zeitungsverlage, die im Print-Bereich heftig unter der Werbeflaute zu leiden haben, wird ein bedeutender Teil ihres Traffics damit wegbrechen. Die Hoffnung, die wegfallenden Erlöse im Geschäft mit auf Papier gedruckten Nachrichten im Online-Geschäft kompensieren zu können, dürfte sich für einige Medienunternehmen jetzt zerschlagen.

Walter Grolimund, epa-Aufsichtsratsvorsitzender, hebt hervor: „Die Vereinbarung ist für Nachrichtenagenturen von besonderer Bedeutung, da diese nun klar als Quelle für den von ihnen erstellten Originalinhalt erkennbar und anerkannt werden. Zudem können sie dank der mit Google geteilten Werbeeinnahmen neue Erträge für alle auf Google News gehosteten Artikel generieren.“

Der Netzökonom bei FAZ.net sieht in der geschlossenen Vereinbarung einen weiteren Schritt in der Strategie, mehr Inhalte an sich zu ziehen. Spiegel Online betrachtet das als weiteren Schritt, Google News zu einem vollwertigen Nachrichtenagebot auszubauen, mit dem Geld verdient werden soll.

Fertige Inhalte zu übernehmen und sie nur weiter zu verteilen, wird damit für die Medienunternehmen künftig noch schlechter funktionieren. Sind das schlechte Nachrichten für Leser? Nicht unbedingt, denn Google hat so nicht nur ein Geschäftsmodell für seinen News-Aggregator gefunden, sondern verhält sich damit auch konsequent, was Duplicate Content angeht, denn was sonst sind wörtlich übernommene Agenturmeldungen?

Damit zwingt der Internetkonzern die Medienunternehmen letztlich dazu, eigenständige Inhalte zu erarbeiten, anstatt bloß das zu übernehmen, was überall sonst ebenfalls steht. Indem die gleichlautenden Artikel der Verlage in die zweite Reihe abgeschoben werden, fördert Google die Vielfalt in den Medien, das wäre zumindest eine mögliche Sichtweise.

Die Gedankenspiele, ob Google die New York Times kaufen sollte, um sicherzustellen, dass weiter hochwertige Nachrichteninhalte produziert werden oder aus ähnlichen Gründen gleich die Presseagentur AP, kann man nach der Vereinbarung der epa mit Google in einem neuen Licht sehen. Google beschert den eigentlichen Produzenten eines Großteils des Nachrichtenaufkommens Einnahmen, womit gewährleistet ist, dass bei den Nachrichtenfabriken nicht plötzlich das Licht ausgeht, wenn Zeitungen nach ihrer Pleite als Kunden wegfallen bzw. sich die Verlage die Dienste der Agenturen sparen wollen.

Ist dieser Deal also eine gute Sache für den professionellen Journalismus?

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  1. Nachrichtenagentur AP will sich verstärkt gegen Content-Klau wehren | TechBanger.de says:

    […] konsequent spielt AP diese Rolle indes nicht, wenn man bedenkt, dass AP zu den Presseagenturen gehört, die mit Google News Deals hinsichtlich “Hosted News” geschlossen haben. Das Abkommen […]