Nachrichtenagentur AP will sich verstärkt gegen Content-Klau wehren

Geschrieben von am 08. April 2009 in Kategorie Web 2.0

Die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hat eine Initiative angekündigt, bei der sie gegen die illegale Verwendung ihrer Inhalte vorgehen möchte. Dabei schießt sie allerdings über das Ziel hinaus, denn die Aggregatoren wie Google News bescheren den Nachrichten-Websites einen großen Teil des Traffics.

Wir können nicht länger abwarten und zusehen, wie andere auf Basis zweifelhafter Rechtsansichten die Früchte unserer Arbeit ernten, äußerte sich der AP-Vorsitzende Dean Singleton sinngemäß beim jährlichen AP Meeting in San Diego.

Als Bestandteil der Initiative möchte AP ein System entwickeln, um online verbreitete AP-Inhalte, die nicht im Rahmen von bezahlten Lizenzen genutzt werden, aufzuspüren und rechtliche Schritte einleiten zu können. Zudem erhofft man sich Unterstützung von Seiten des Gesetzgebers, um wieder mehr Kontrolle über die eigenen Inhalte erlangen zu können.

Man wolle nicht die Verbreitung von Nachrichten über das Internet verhindern, aber dafür sorgen, dass dies in einem geordneten Rahmen geschehe, bei dem die Urheber die Nutzungserlaubnis erteilen sowie an den Erlösen beteiligt werden. Content Syndication ist schließlich das Geschäft von AP.

Was genau geschehen soll, um die News-Piraterie zu bekämpfen, weiß man bei AP anscheinend noch nicht. Ob man gegen Aggregatoren und Suchdienste vorgehen wolle, die Überschriften und die ersten Sätze eines Artikels auf ihren Websites verwenden, wie es beispielsweise Google News tut, wollte man seitens der Nachrichtenagentur nicht ausschließen.

Damit würde sie allerdings weit über das Ziel hinausschießen, denn gerade diese Websites sorgen auf den Websites der Zeitungen und denen der anderen zahlenden Kunden von AP für Besucher. So interessant es wäre, die Grenzen der Fair Use-Doktrin in diesem Zusammenhang zu klären, so wenig wäre ein Vorgehen gegen diese Traffic-Bringer im Sinne der AP-Eigentümer, der amerikanischen Verlage. Ebenso nützt es AP und den Nachrichten-Websites, wenn Blogger deren Inhalte kommentieren und den Originalartikel verlinken. Sie und viele andere Web 2.0 Services wirken als wichtige Filter, um aus der unvorstellbaren Informationsflut des Internets die persönlich relevanten Inhalte herausfischen zu können.

In erster Linie sollte man bei AP die Websites ins Visir nehmen, die große Teile von Artikeln wörtlich übernehmen, also mittels Copy & Paste bzw. automatisiert weitgehend oder völlig die eigene journalistische Arbeit ersetzen und am so generierten Traffic mittels Werbeschaltung verdienen. Werden ganze Artikel einfach nur umgeschrieben, kann von einer Einhaltung des Fair Use-Grundsatzes ebenfalls nicht mehr die Rede sein. Die populären Blogs haben inzwischen selbst damit zu kämpfen.

Indem AP nicht nur die eigenen Interessen verteidigt, sondern die Rolle einer Interessenvertretung für die schwer angeschlagene Verlagsbranche einnimmt, tritt sie die Flucht nach vorne an, denn wie etwa auch in Deutschland testen einige US-Zeitungen, ob sie ohne die als zu teuer bezeichneten Agenturmeldungen auskommen können. Preislich kommt die Nachrichtenagentur ihren Mitgliedern jetzt entgegen, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass die Agenturmeldungen ja auch „kostenlos“ im Netz zu bekommen sind.

Ganz konsequent spielt AP diese Rolle indes nicht, wenn man bedenkt, dass AP zu den Presseagenturen gehört, die mit Google News Deals hinsichtlich „Hosted News“ geschlossen haben. Das Abkommen hat seine positiven Seiten, doch wenigstens kurzfristig gesehen setzt es die schwer gebeutelten Tageszeitungen noch stärker unter Druck, wenn sie Einbußen beim Traffic und in der Folge bei den Ad Views hinnehmen müssen.

Während manche Zeitungen sehr vorwärtsgewandt neue, auf das Web 2.0 ausgerichtete Modelle ausprobieren, so will der britische Guardian seine Inhalte zusammen mit Werbung über eine API verteilen, wärmen vor dem Hintergrund der Zeitungskrise und geänderter Muster in der Mediennutzung, die zu einer Veränderung bei den Geschäftsmodellen zwingen, viele Verlage Überlegungen neu auf, ihre News künftig nur noch zahlenden Nutzern zugänglich zu machen. Daher kommt der erfolgreichen Bekämpfung des Inhalte-Klaus eine große Bedeutung zu, denn nur wenn die User keine kostenlosen Alternativen mehr haben, lässt sich mit Paid Content gutes Geld verdienen.

Steckt also vielleicht weit mehr dahinter, als es den Anschein hat?

Ähnliche Beiträge:

Tags : , , , , , , , , , , ,

0 Comments For This Post

1 Trackbacks For This Post

  1. Die Lösung für Paid Content | TechBanger.de says:

    […] der Zeitungsbranche oft gegen Google News vorgebrachte Kritik das andere Ende der Skala markiert, Content-Klau sieht anders aus! Google bringt den Inhalteproduzenten ja gerade die Besucher, die sich für die […]