Mehrheit der Onliner hält Datenschutz für unterschätzt

Geschrieben von am 04. Februar 2012 in Kategorie Web 2.0

Mehr als neun von zehn Internetnutzern glaubt an eine wachsende Bedeutung von Datenschutz in der Zukunft, fast zwei von drei Usern halten das Thema derzeit für unterschätzt. Das bedeutet aber nicht, dass die meisten Nutzer vorsichtig wären.

Im Vorfeld des Safer Internet Day, der am Dienstag stattfindet, hat der BITKOM Daten einer repräsentativen Erhebung des Instituts Aris, die er dort beauftragt hatte, veröffentlicht. 63 Prozent der deutschen Onliner halten das Thema Datenschutz demzufolge für „eher unterschätzt“, nur 15 Prozent stimmten der Aussage zu, dass das Thema „eher aufgebauscht“ werde. Immerhin 22 Prozent hatten dazu keine Meinung bzw. wollten diese nicht äußern.

Bedeutung von Datenschutz wird zunehmen

Überwältigende 93 Prozent der deutschen Internetnutzer sind jedoch der Ansicht, dass Datenschutz künftig an Bedeutung gewinnen werde. Gerade einmal 5 Prozent widersprechen, 3 Prozent wollten sich dabei nicht festlegen. „Wenn immer größere Teile unseres Berufs- und Privatlebens im Internet abgebildet werden, steigen auch die Anforderungen an Datenschutz und Verbraucheraufklärung“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf.

Die Nutzer müssen allerdings ihren Teil dazu beitragen, um ihre Daten, ihre Endgeräte und ihren Ruf im Netz zu schützen. „Gleich, ob der User von zuhause oder von unterwegs aus ins Netz geht, jeder sollte sich über die Sicherheitsrisiken im Klaren sein, die mit dem Surfen verbunden sind“, erklärt daher Olaf Siemens, Geschäftsführer der TÜV Rheinland i-sec vor dem Safer Internet Day am 7. Februar.

Der TÜV Rheinland rät unter anderem zur regelmäßigen Überprüfung der Privatphäreeinstellungen bei Facebook. Die Mitglieder des Sozialen Netzwerks sollten zudem sparsam mit der Angabe persönlicher Daten sein. Die Datenschutzhinweise eines Anbieters müssten verdeutlichen, was genau der Anbieter mit den geforderten Daten tun möchte. Der Hinweis auf die Verwendung der Daten durch „Partnerunternehmen“ könne ein Indiz für den Weiterverkauf der Daten sein. „Jeder muss sich selbst überlegen, ob er damit leben kann. Zu empfehlen ist es auf keinen Fall“, so Olaf Siemens.

Vorsicht vor offenen WLANs

Möchte man auf die Nutzung ungesicherter WLANs, wie sie etwa an Orten wie Flughäfen oder in der Gastronomie zur Verfügung gestellt werden, nicht komplett verzichten, solle man wenigstens keine Dienste wie E-Mail nutzen, weil der nächste Hacker sicher nicht weit sei. Zu den Gefahren an öffentlichen Hotspots möchte ich Euch in diesem Zusammenhang einen Beitrag im Deutschlandfunk (zum Lesen und Anhören) empfehlen. Dieses Thema scheint mir noch extrem unterschätzt zu werden.

Eine klare Trennung zwischen den Gefahren, die man dem Bereich der Internetkriminalität zuordnen kann, und denen, die den guten Ruf im Netz bedrohen, ist schwer möglich. So machen es viele Onliner durch ihren Leichtsinn bei der Preisgabe privater Daten den Kriminellen besonders leicht. Andererseits ist oft auch die Online-Reputation in Gefahr, wenn Accounts für E-Mail-Dienste oder Soziale Netzwerke geknackt werden.

Online-Reputation in Gefahr

Die langfristigen Auswirkungen der eigenen Aktivitäten im Netz sind zwar schwer einzuschätzen, aber viel zu vielen Menschen fehlt es überhaupt noch am Problembewusstsein: „Während die meisten deutschen Internetnutzer (95 Prozent) angeben, mehrere Vorkehrungen zu ergreifen, um ihre Online-Profile zu verwalten, berücksichtigen lediglich 49 Prozent der Erwachsenen und 39 Prozent der Kinder und Jugendlichen die langfristigen Auswirkungen ihrer Web-Aktivitäten auf die Online-Reputation“, hieß es etwa Ende letzten Monats in einer Presseinformation von Microsoft.  Der Konzern hatte anlässlich des Europäischen Datenschutztages Daten aus einer Studie zur Online-Reputation veröffentlicht.

„Kein vernünftiger Mensch würde nackt auf den Marktplatz gehen, das ‚digitale Entblößen‘ aber scheint weit verbreitet zu sein und die Folgen oftmals unterschätzt, das zeigen auch die Ergebnisse der Microsoft-Studie‘, so Dr. Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digital Instituts. „Soziale Netzwerke und andere digitale Plattformen werden zu einem der bestimmenden Faktoren für die Eindrucksbildung über Menschen. Sehr häufig entstehen Urteile über andere nicht mehr in der persönlichen Umgebung, sondern durch die Informationssuche im Netz. Solche Eindrücke können weitreichende Folgen für die berufliche und private Zukunft haben. Daher ist es umso wichtiger, dass die Nutzer sich darüber klar werden, dass nicht nur einzelne Informationen, sondern auch die Kombination aus Spuren, die im Netz hinterlassen werden, zur gesamten Eindrucksbildung beitragen. Hier besteht ein enormer Aufklärungsbedarf.“

Daten, die man selbst gar nicht erst veröffentlicht, müssen im Netz bzw. von Unternehmen auch nicht geschützt werden. Zurückhaltung ist also eine gute Idee. Allerdings liegen gerade in der Personalisierung Vorteile, auf die man vielleicht nicht verzichten sollte. Zum Anhören empfehlen möchte ich Euch dazu einen Beitrag auf Deutschlandradio Kultur, in dem die Social-Media-Expertin Nicole Simon einige kluge Sachen sagt und für eine ausgewogene Sichtweise wirbt.

Was meint Ihr, wird Datenschutz allgemein als Thema noch unterschätzt?

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  1. Mehrheit der Onliner sieht Verantwortung für Datenschutz vor allem bei sich selbst | TechBanger.de says:

    […] appellierte er an die Unternehmen aller Branchen, aktiv beim Datenschutz zu helfen. Dazu gehöre, hohe Standards beim Datenschutz als Qualitätsmerkmal wahrzunehmen. Zwecks […]