Datenschutz: Vom Staat erwarten Nutzer nicht mehr viel

Geschrieben von am 07. Oktober 2014 in Kategorie Web 2.0

Wer ist für den Schutz persönlicher Daten verantwortlich? Die große Mehrheit der Onliner in Deutschland sieht die Hauptverantwortung für den Datenschutz bei sich selbst. Die Erwartungen an den Staat sind diesbezüglich in den letzten Jahren stark gesunken. Dafür sehen inzwischen mehr Internetnutzer die Unternehmen in der Pflicht.

Das Thema Datenschutz hat in Deutschland eine lange Tradition. Verändert hat sich in den letzten Jahren die Wahrnehmung des Themas. Eine neue Erhebung von Bitkom Research in Zusammenarbeit mit Aris Umfrageforschung aus dem August zeigt, dass die Erwartungen an den Staat bei Datenschutzfragen extrem gesunken sind. Die vom BITKOM heute veröffentlichten Zahlen zeigen gleichzeitig ein Andauern des Trends zu mehr Eigenverantwortung.

Trend zu mehr Eigenverantwortung

62 Prozent der deutschen Internetuser sehen sich selbst an erster Stelle, wenn es um die Verantwortung für den Schutz der eigenen Daten geht. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber vorletztem Jahr, als erst 54 Prozent diese Auffassung vertraten. Im Jahr 2009 waren es 52 Prozent.

„Immer mehr Verbraucher sind sich bewusst, dass der Schutz und die Sicherheit ihrer persönlichen Daten im Internet stark vom eigenen Verhalten abhängt“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf anlässlich des Starts der IT-Sicherheitsfachmesse it-sa. Wirtschaft und Politik entlasse der Trend zu mehr Eigenverantwortung jedoch nicht aus ihrer jeweiligen Verantwortung. Kempf: „Jeder muss seinen Beitrag zum Datenschutz und zur Datensicherheit leisten.“

Ebenfalls mehr erwarten die User von der Wirtschaft. Mit 22 Prozent mehr als jeder fünfte sieht an erster Stelle die Onlinedienste sowie die Hersteller von Hard- und Software in der Pflicht. Das ist ein enormer Sprung gegenüber 2012 und 2009, als nur 6 Prozent bzw. 3 Prozent die Unternehmen als hauptverantwortlich für den Datenschutz betrachteten. Kempf: „Datensicherheit und Datenschutz werden für die Internetnutzer immer wichtiger. Beide Aspekte müssen bei den Diensten und Produkten der IT-Branche von Anfang an mitgedacht und nicht erst als zusätzliches Feature später eingebaut werden.“

Am auffälligsten sind die sehr deutlich gesunkenen Erwartungen an den Start. Bloß 15 Prozent der deutschen Onliner meinen, der Staat sei vorrangig für den Schutz ihrer Daten zuständig. 2012 waren es noch 36 Prozent und 2009 sogar 44 Prozent. „Damit nähern sich aus Bürgersicht die Zuständigkeiten für den Schutz in der Online- und der Offline-Welt an“, führt der BITKOM in der Pressemitteilung als Vergleich an und nennt Zahlen aus der Offline-Welt: So halten nur 4 Prozent den Staat für den Hauptverantwortlichen für den Schutz ihrer Wohnung, 95 Prozent sehen sich selbst zuerst in der Pflicht. „Die steigende Internet-Kriminalität sowie die Diskussionen um geheimdienstliche Überwachung und Vorratsdatenspeicherung haben offenbar dazu geführt, dass die Internetnutzer beim Schutz ihrer Daten weniger auf staatliche Hilfe und mehr auf Eigenverantwortung bauen“, erklärte Kempf.

Echtes Umdenken?

Mich überrascht das nicht. Lange Zeit war das Thema Datenschutz hauptsächlich im Zusammenhang mit unerwünschter Werbung ein Thema. Die größte Angst der Deutschen schien zu sein, dass ihnen Unternehmen Produkte anbieten, die sie tatsächlich gebrauchen könnten. Was ich mich frage: Spiegelt sich in den neuen Umfrageergebnissen lediglich die massive Berichterstattung um staatliches Ausspähen von Daten, oder haben die Internetnutzer jetzt wirklich eine andere Sicht auf das Thema Datenschutz?

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