Deutsche sehen Verantwortung für Datenschutz in erster Linie bei sich selbst

Geschrieben von am 26. Januar 2013 in Kategorie Web 2.0

Eigenverantwortung ist beim Datenschutz unter den deutschen Verbrauchern gut ausgeprägt. Laut einer aktuellen Untersuchung sehen 70 Prozent der Deutschen die Hauptverantwortung bei sich selbst. Bei der Herausgabe von Daten ist die größte Furcht, die Daten könnten an Dritte weitergegeben werden.

Nicht nur im Internet spielt Datenschutz eine Rolle, aber die Deutschen fühlen sich in der Offline-Welt diesbezüglich sicherer. Besonders skeptisch wird das Thema Datenschutz im Bereich Mobiltelefone gesehen. Das hätte man sich schon so denken können, aber die Mitte vorigen Monats von TNS Emnid für den Bonusprogrammanbieter Payback durchgeführte repräsentative Befragung von 1.004 Personen ab 16 Jahren liefert eine Reihe interessanter Details.

Das ist ein guter Anfang

Ich halte es für erfreulich, dass 70 Prozent der Bundesbürger vor allem bei sich selbst eine Verantwortung für den Schutz ihrer Daten sehen. Das heißt ja, dass die Mehrheit nicht darauf vertraut, dass sich Regierung, Gesetzgeber, Datenschutzbehörden, Verbraucherschützer oder gar die jeweiligen Unternehmen und sonstigen Stellen, die Daten abfragen, schon gut darum kümmern werden. Ob man überhaupt wirksam seine Daten schützen kann, sei hier einmal dahingestellt, erhöhte Wachsamkeit ist jedoch ein guter Ausgangspunkt.

Nur 17 Prozent sehen zuerst den Gesetzgeber in der Pflicht. Noch weniger sehen die Hauptverantwortung für den Schutz der Daten bei den Anbietern, welche diese Daten erheben: gerade einmal 7 Prozent! Es folgen Datenschutzbehörden mit 3 Prozent und Verbraucherschutzstellen mit 2 Prozent.

Wer liest schon Hinweise zum Datenschutz?

Lest Ihr die zahlreichen Datenschutzhinweise, die Euch im modernen Leben begegnen? Laut Studie lesen 77 Prozent diese Hinweise manchmal oder sogar immer. In der Altersgruppe zwischen 30 und 39 Jahren liegt dieser Wert sogar bei 91 Prozent. Selbst bei bei differenzierter Betrachtung kommen Werte zustande, an die ich nicht glaube. Angeblich verzichten insgesamt nur 17 Prozent der Deutschen ganz auf das Lesen von Datenschutzhinweisen. Demgegenüber beantworteten 31 Prozent die Frage „Lesen Sie vor der Nutzung von Internet-Plattformen, Online-Diensten oder anderen Unternehmens-Leistungen die ‚Hinweise zum Datenschutz‘?“ mit „ja“ und 46 Prozent mit „manchmal“.

Abgefragt wurde außerdem, wann bzw. wem gegenüber besonders große Bedenken hinsichtlich der Preisgabe persönlicher Daten bestehen. An erster Stelle stehen bei den deutschen Verbrauchern Gewinnspiele. Ziemlich dicht dahinter folgen mit 78 Prozent Soziale Netzwerke. Bei kostenlosen E-Mail-Anbietern und Online-Auktionen sind es mit 64 Prozent bzw. 63 Prozent deutlich weniger Konsumenten, die dabei misstrauisch sind. Bezüglich Kundenkarten bestehen haben 60 Prozent der Verbraucher Bedenken bei der Preisgabe der eigenen Daten.

Es folgen Onlineshops- und Versandhändler mit 59 Prozent, Telekommunikationsanbieter mit 57 Prozent, Bankgeschäfte und Online-Banking mit 44 Prozent sowie Krankenkassen und Versicherer mit 27 Prozent. Ich vermute, der gute Wert bei Krankenkassen und Versicherern hat auch damit zu tun, dass man gar nicht umhin kommt, solchen Anbietern persönliche Daten zu überlassen. Die Teilnahme an Gewinnspielen ist dagegen komplett freiwillig und verzichtbar.

Welche Daten wollen die Deutschen eher für sich behalten?

TNS Emnid fragte zudem danach, bei welchen Arten von Angaben die größten Bedenken bestehen. Auf dem Spitzenplatz liegt mit 83 Prozent die Bankverbindung. Den zweiten Platz belegen mit 77 Prozent persönliche Fotos. Kaum zu glauben, wenn man sich ansieht, was die Menschen alles im Internet veröffentlichen! Erstaunlich ist daran, dass die eigenen Fotos noch vor Krankenblättern und persönlicher Krankengeschichte liegen, die es auf 73 Prozent bringen.

69 Prozent der deutschen Verbraucher haben Vorbehalte bezüglich der Nennung ihres Haushaltsnettoeinkommens, dahinter liegen die Wohnadresse mit 66 Prozent, die Telefonnummer mit 61 Prozent und die E-Mail-Adresse mit 49 Prozent. Bei Daten, die beim Einkauf von Waren oder der Nutzung von Dienstleistungen anfallen, haben 46 Prozent der Konsumenten Bedenken hinsichtlich einer Herausgabe, beim Geburtsdaten 45 Prozent und bei der Nennung von Vor- und Zuname 42 Prozent.

Was kann schon passieren?

Wie sich bei der Frage „Was sind Ihre Bedenken bei der Angabe von persönlichen Daten?“ zeigte, ist die Befürchtung, die Daten könnten an Dritte weitergegeben werden, mit 93 Prozent hier die Hauptsorge. Mit 91 Prozent kaum weniger verbreitet sind allgemeines Misstrauen bzw. allgemeine Datenschutzbedenken. Kriminelle Folgen wie Einbruch und Zugriff auf das Bankkonto fürchten 88 Prozent. Ebenfalls häufig genannt wurden „Eingriff in die Privatsphäre, führt zum gläsernen Kunden“ (85 Prozent), „Befürchtung, unseriöse Anrufe zu erhalten“ (84 Prozent), „zu viel Werbung/Spam E-Mails“ (83 Prozent). 80 Prozent sorgen sich, keinen Überblick mehr über mögliche Folgen zu haben.

Auf die Frage, wo sie sich beim Datenschutz am sichersten fühlen, antworteten 59 Prozent „offline“, 18 Prozent „im Internet am PC“ und lediglich 5 Prozent „bei mobilen Angeboten“. Wenn das mal kein Widerspruch zu der enormen Nachfrage bei Smartphones ist. Und wie passt das beispielsweise dazu, dass rund 60 Prozent iPhone-User die Apps von Facebook und WhatsApp installiert haben?

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