Weshalb auch De-Mail der Telekom floppen wird

Geschrieben von am 16. August 2012 in Kategorie Web 2.0

De-Mail ist bereits seit Jahren ein großes Thema, das intensiv diskutiert wird. Interessenten müssen sich vermutlich nicht mehr lange gedulden, denn schon bald will die Telekom ihre Mail-Lösung auf den Markt bringen. Spätestens dann wird der Konzern mit dem mangentafarbenen Logo kräftig in der Werbetrommel rühren und seiner Kundschaft die Mail-Lösung schmackhaft machen.

Allerdings ist die Telekom nicht das erste Unternehmen, das sich in diesem Segment versucht. Es war im vergangenen Jahr, als die Post den E-Postbrief an den Start brachte. Damals scheute die Post nicht davor zurück, ordentlich Werbung zu machen. Man denke nur an die zahlreichen Postfahrzeuge, auf deren Außenflächen große Banner zu sehen waren, mit denen der E-Postbrief beworben wurde.

Ein wirklicher Durchbruch kam jedoch nie zustande. Zwar soll es tatsächlich Unternehmen und Privatpersonen geben, die den E-Postbrief tatsächlich benutzen, doch mir persönlich sind keine bekannt. Das Produkt führt ein Nischendasein und daran dürfte sich in naher Zukunft auch nicht allzu viel ändern – und ich wage zu behaupten, dass es De-Mail von der Telekom ganz ähnlich gehen wird.

Nun könnte ich hier einfach die Gründe aufführen, weshalb man solch einen Service nicht benötigt. Aber es gibt ja tatsächlich einige Befürworter. Deren Argumente sind nicht ganz ohne, denn es könnte in der Tat sehr praktisch sein, Dokumente verbindlich auf digitalem Wege zuzustellen. Die Frage ist nur, ob De-Mail die richtige Lösung verkörpert.

Ich persönlich glaube nicht daran, dass sich De-Mail so schnell durchsetzen wird. Gleich mehrere Gründe sprechen dagegen. Einer der Hauptgründe sind die hiermit verbundenen Kosten. Gerade private Haushalte sind diesbezüglich äußerst empfindlich. Weshalb soll man für die Nutzung eines Mail-Services zahlen, wenn er auch kostenlos sein könnte? Selbst niedrige Gebühren lassen De-Mail äußerst unattraktiv wirken: Die klassische E-Mail ist kostenlos und die meisten Nutzer besitzen ohnehin schon mehrere E-Mail-Konten (z.B. bei Free-Mail Anbietern). Dementsprechend wird kaum jemand daran Interesse haben, ein weiteres Konto zu nutzen und für die Nutzung auch noch bezahlen zu müssen.

Auch bei den Unternehmen dürfte es nicht viel anders aussehen. Natürlich besteht dort ein gewisser Bedarf, denn für den Versand bestimmter Dokumente wäre De-Mail durchaus praktisch. Aber auch hier fragen sich viele Unternehmen, weshalb sie zahlen sollen. Rechnungen werden von zahlreichen Unternehmen ganz klassisch per E-Mail versendet. Das funktioniert auch und ist am Ende deutlich günstiger.

Außerdem muss der Versand ja nicht zwingend per E-Mail erfolgen. Wenn jemand seine Rechnungen nicht zahlen möchte, können Zahlungsaufforderungen oder Mahnungen auch auf dem klassischen Weg, nämlich per Brief verschickt werden. In diesem Segment gibt es das klassische Einschreiben: Der Postbote lässt sich die Auslieferung des Dokuments handschriftlich bestätigen.

Wer meine Ansicht nicht teilen mag und an einen Erfolg glaubt, lese doch bitte einmal die Kommentare zu dieser Meldung bei heise. Die Message ist deutlich: Die Mehrheit der Leute hat einfach keine Lust, für solch einen Service zu zahlen.

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3 Comments For This Post

  1. Jürgen says:

    Hallo zusammen. Ich glaube, dass das größte Problem der De-Mail ist, dass darüber viele Personen reden, die sich nicht wirklich mit den Inhalten, Funktionen, Vorteilen und Nachteilen beschäftigt haben. Aus meiner Sicht kann man das aus einigen Kommentaren bei heise genauso lesen, wie auch in anderen Kommentaren. Als allererstes kann De-Mail nicht mit dem ePostbrief verglichen werden, denn zweiterer liefert keine rechtssichere Zustellquittung – somit ist das ein wenig wie Äpfel mit Birnen vergleichen. Auch ist De-Mail keine „teure Mail“ sondern hat den Ansatz nicht bisherige eMails zu ersetzen, sondern die Briefpost (zu einem Teil) zu ersetzen und damit ist De-Mail deutlich praktischer, schneller und preiswerter! Der Kostenvergleich mit Freemailern ist also in diesem Umfeld überhaupt nicht zielführend, sondern nur der Kostenvergleich mit der Post und privaten Postdienstleistern. Ein Durchbruch bei der De-Mail konnte es bisher nicht geben, da die Gesetzgebung dafür mehrfach verschoben wurde und daher die Anbieter ständig nachbessern mussten. Die De-Mail startete jedoch bereits im März. Seit dem bietet die FP-Tochter Mentana-Claimsoft den De-Mail Dienst bereits an. http://www.fp-demail.de
    Erst jetzt ziehen die „Anderen“ mit Ihren Angeboten nach.

  2. Stefan says:

    Eine gesunde Skepsis bezüglich des Erfolgs ist sicher geboten. Den direkten Vergleich von De-Mail mit dem E-Postbrief halte ich jedoch für grundlegend falsch. Es gibt einen entscheidenden Unterschied: Das De-Mail Gesetz. Erst dieses Gesetz gibt der De-Mail seine Daseinsberechtigung als legitimen, digitalen Ersatz zum herkömmlichen Brief. Ich würde daher eine De-Mail auch nicht mit einer normalen E-Mail vergleichen. Schon allein der Unterschied, dass bei der De-Mail sowohl der Empfang, als auch der Versand rechtssicher nachweisbar sind, macht die Sache interessant und grenzt sich zur E-Mail deutlich ab.
    Die Kosten entstehen lediglich beim Versand einer De-Mail. Das De-Mail-Konto als solches ist kostenfrei! Die Versandkosten habe ich als Bürger auch, wenn ich einen Brief bzw. ein Einschreiben verschicke, sind dann sogar noch höher! Ich machs halt digital und damit wesentlich bequemer und dem Stand der Zeit angemessen. Dieses Argument hinkt m.E. ein bisschen, bzw. sollte nicht so einseitig betrachtet werden.
    Und mal ganz ehrlich: Die Kommentare auf der Heise-Seite kommen größtenteils von ewigen Stänkerern und Techniknörglern. Ich möchte sogar behaupten, dass sich der Großteil noch gar nicht richtig mit der Thematik befasst hat. Man sieht immer nur die technischen Dinge, lässt das drumherum aber völlig außer Acht. Sicherlich ist die kurzzeitige Entschlüsselung nicht das Gelbe vom Ei, aber wer das nicht möchte, kann die Ende-zu-Ende Verschlüsselung in Anspruch nehmen. Diese gibt es übrigens beim E-Post-Brief auch nicht mehr und lässt die Lücke zur De-Mail noch erheblich größer werden.
    Wer keine Lust hat für diesen Service zu zahlen, wird ja nicht gezwungen es zu tun. Ich finde es allerdings praktisch, wenn ich demnächst die Rechnungen digital per De-Mail an meine Krankenkasse übermitteln kann, die unterstützt das nämlich seit kurzem. Es ist bequemer, schneller und auch günstiger als mit der Schneckenpost. Die interne Verarbeitung bei dem Empfänger dürfte auch erheblich schneller sein, da der Medienbruch analogdigital nicht mehr vorhanden ist. Der Brief wird ohnehin beim Empfänger eingescannt und das Original verworfen. Zumindest ist das bei den meisten großen Krankenkassen und Versicherern der Fall.
    Eine weitere Sache lässt mich auch auf einen Erfolg hoffen: Die Einrichtung für den Otto-Normal-Verbraucher (DAU), ist nicht schwer. Ich möchte behaupten, dass das jeder kann, der schonmal im Internet sich einen E-Mail-Account angelegt hat. Warten wir also gelassen ab, wie sich das De-Mail Thema entwickelt.

  3. Bernd says:

    Dem Verständis nach soll De-Mail, auch wenn es so heisst, nicht die Mail, sondern den klassichschen Brief tangieren. Wenn man sich die Kosten hierfür anschaut, für den ein oder anderen sicherlich Interessant. Es geht hier nicht um kostenpflichtige E-Mail-Dienste.