Boom bei Fernsehern mit Internetzugang

Geschrieben von am 13. Juni 2012 in Kategorie Web 2.0

Satte 46 Prozent der 2012 in Deutschland verkauften Fernseher verfügen über Internet-Funktionen. Damit liegt Deutschland zwar deutlich über dem EU-Durchschnitt,  doch auch in den anderen Ländern gibt es einen Boom bei Connected-TV-Geräten. Jetzt müssten die Käufer ihre Fernseher nur noch mit dem Internet verbinden.

Ich liebe meinen Smart TV und habe inzwischen noch eine VideoWeb TV Box gekauft, um mehr Internetfunktionen auf dem Fernseher nutzen zu können. Wenn ich Formulierungen wie Fernseher mit Internetzugang höre, denke ich trotzdem erst einmal an BTX. Obwohl ich es doch besser weiß ist da dieser Reflex, Internet auf dem Fernseher nicht viel zuzutrauen. Vielleicht bin ich da nicht der Einzige und erklärt sich so, warum Connected TVs meist unverbunden in den Wohnzimmern stehen.

Zuwachs von 68 Prozent in der EU

Die Absatzzahlen, die der BITKOM diese Woche unter Verweis auf aktuelle Daten des European Information Technology Observatory (EITO) nennt, klingen erst einmal beeindruckend: Gegenüber vorigem Jahr steigen die Verkäufe internetfähiger Fernseher in den EU-Staaten um 68 Prozent auf 19,1 Millionen.  Mehr als jeder dritte neue Fernseher (37 Prozent) kann mit dem Internet verbunden werden. Die Umsätze mit Connected TVs erreichen voraussichtlich 14,6 Milliarden Euro, das entspricht einer Steigerung um etwa 40 Prozent. Das wären dann nahezu zwei Drittel (62 Prozent) der Gesamtumsätze mit Flachbildfernsehern.

„Der Internetzugang entwickelt sich bei großformatigen Flachbild-Fernsehern zur Standard-Ausstattung, dabei profitieren die Verbraucher von niedrigen Preisen“, erläutert BITKOM-Experte Michael Schidlack. Ein Fernseher mit Zugangsmöglichkeit zum Internet kostet 2012 durchschnittlich 766 Euro und damit 17 Prozent weniger als 2011 – und das bei verbesserter Ausstattung! Der Wettbewerb unter den Herstellern und Händlern ist hart.

4,6 Millionen neue internetfähige Fernseher allein in Deutschland

In Deutschland (dem größten TV-Markt im EU-Vergleich) kommen 2012 den BITKOM-Berechnungen zufolge 4,6 Millionen (plus 36 Prozent) neue Fernseher mit Internetzugang in die Wohnungen. Der Anteil neuer internetfähiger TV-Geräte liegt hierzulande schon bei 46 Prozent, was deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt. Durch den Boom beim Absatz steht schon in jedem sechsten deutschen Haushalt (17 Prozent) ein internetfähiges TV-Gerät, Endes des Jahres wohl schon in mehr als jedem fünften (22 Prozent).

Das bedeutet indes nicht, dass die Deutschen schon intensive Nutzer von Internet auf dem Fernseher wären. Doch immerhin etwas mehr als die Hälfte der Besitzer eines Connected TV hat ihr Gerät inzwischen schon angeschlossen. „Sofern der Anschluss erfolgt, können Zuschauer unabhängig vom laufenden Fernsehprogramm neue Kinofilme abrufen (Video on Demand) oder verpasste TV-Sendungen nachträglich über Mediatheken schauen“, erklärt der BITKOM in seiner Pressemitteilung. „Über den neuen Standard HbbTV können programmbegleitende Informationen abgerufen werden. Im Trend sind TV-Apps: Wie bei einem Smartphone ermöglichen diese kleinen Programme z. B. Videotelefonie oder den Abruf von Wetterdiensten.“

Die Bedienung ist der größte Schwachpunkt

Hier sollte man sich aber keine Illusionen über die Handhabung machen. Derzeit macht die Benutzung vieler Apps einfach noch keinen Spaß. Zu langsam, zu wenig komfortabel, zu instabil, mir fallen einige Mängel ein. Wenn ich vor dem Fernseher sitzend wissen möchte, wie das Wetter wird, greife ich zum Smartphone. Was sich aber lohnt, sind Apps rund um Bewegtbildinhalte, seien es Livestreams oder Video-on-Demand-Dienste wie Maxdome oder die Mediatheken von TV-Sendern. Ein Loblied auf deren Nutzerfreundlichkeit würde ich zwar nicht anstimmen, aber Aufwand und Nutzen stehen hier in einem angemessenen Verhältnis, gerade wenn es um den Abruf ganzer TV-Sendungen oder Spielfilme geht. Da fällt die Mühe des Navigierens kaum ins Gewicht.

Wenn das Bedienungsproblem erst einmal gelöst ist, wird Internet auf dem Fernseher ganz groß durchstarten, da habe ich gar keine Zweifel. Da Apple bei der WWDC zur Enttäuschung vieler am Montag keinen eigenen Smart TV gezeigt hat, wird es vielleicht etwas länger dauern, aber ich gehe fest davon aus, dass sich der TV-Konsum in den nächsten zehn Jahren radikal verändern wird.

Was sind Eure Erfahrungen mit Smart TV, wie groß werden die Veränderungen im Mediennutzungsverhalten Eurer Einschätzung nach sein?

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1 Comments For This Post

  1. Carla says:

    Also ich habe auch so einen heiß geliebten Samsung Smart TV im Zimmer stehen und nutze das Internet sogar recht häufig.Klar es ist langsam, klar die Navigation über den Smart Hub ist kein Vergleich zu der Navigation auf einem iPhone… Aber Vorteile gibt es dennoch. So schaue ich mir auf dem Fernseher auf Meteomedia immer die großen Wetterkarten an, wenn es ans Grillen geht, leihe mir Filme über den Fernseher (übrigens günstiger als die fast unverschämten Preise bei Apple TV), und schaue öfter Youtube Videos. Bin also ein regelmäßiger Nutzer. Wenn man das Gerät sofort nach dem Kauf mit dem WLAN connected, gibt es eigentlich wenig Probleme. Ich glaube nur, dass viele Besitzer zu faul sind den ans Internet zu schließen. Schade eigentlich.

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  1. Smart TVs: weit verbreitet, aber relativ selten genutzt | TechBanger.de says:

    […] jeder vierte der Befragten TV-Käufer (23,4 Prozent) entschied sich für einen internetfähigen Fernseher, für 11,7 Prozent waren die eingebauten Internetfunktionen sogar ein entscheidendes […]