Google verrennt sich in der Social Search

Geschrieben von am 18. Februar 2011 in Kategorie Meinung

Es ist beeindruckend, was Google im Bereich der Websuche geleistet hat. Den klugen Köpfen des Unternehmens ist es gelungen, eine erstklassige Websuche zu entwickeln – eine Websuche, die mittlerweile so gut ist, dass die Wettbewerber weit abgeschlagen agieren. Gerade in Deutschland wird fast nur noch mit Google gesucht, andere Suchmaschinen sind im Grunde bedeutungslos.

Diese führende Stellung bringt jedoch gewisse Schwierigkeiten mit sich. Es sieht ganz danach aus, als ob die Google Entwickler nicht so genau wissen, was sie jetzt noch tun sollen. Weil sie Websuche so gut funktioniert, widmet man sich anderen Themen, wie beispielsweise der Integration von Social Search.

Social Search steht für die Websuche unter Einfluss von Social Media. Wenn sich der Suchende zu erkennen gibt, bemüht sich Google um die Lieferung von Suchergebnissen, die entsprechende Einflüsse aufweisen. Wenn es sich anbietet, werden Sucheregbisse geliefert, die bei Freunden bzw. Social Media Kontakten gut ankommen.

Im Grunde ist Social Search im Hause Google nichts Neues. Schon seit einer ganzen Weile blendet Google zum Beispiel Tweets in den Suchergebnissen ein – besonders wenn es um Suchbegriffe geht, die einen augenblicklichen Bezug haben.

Allerdings stellt sich die Frage, ob Social Search überhaupt sein muss. Im Grunde kümmert sich Google hier um eine sehr kleine Zielgruppe. Eingefleischte Nerds, die den ganzen Tag am Computer sitzen oder per Smartphone, Tablet Computer etc. fortlaufend mit dem Web verbunden sind, mögen diese Services vielleicht mögen – doch dem Otto-Normalverbraucher dürfte dies vollkommen egal sein.

Das beste Beispiel ist Twitter. Zwar mag der Service noch so sehr gehyped werden: Der Großteil der Bevölkerung schert sich kein bisschen um Twitter. Dies hat schon allein mit der Tatsache zu tun, dass sie entweder nicht wissen, was Twitter überhaupt ist oder ihnen schlichtweg die Zeit zur Nutzung fehlt. Längst nicht an jedem Arbeitsplatz ist es möglich, uneingeschränkten Internetzugriff zu genießen. Zunehmend mehr Unternehmen machen Seiten wie Facebook, Twitter oder Ebay dicht – schließlich sollen die Angestellten nicht zu ihrem Vergnügen im Web surfen. Andere haben bei ihrer Arbeit gar keinen Zugriff auf das Internet. Ganz egal ob Maurer, Fensterputzer oder Friseuse: Die Leute haben andere Dinge als die augenblicklichen Webgeschehnisse im Kopf.

Außerdem ist fraglich, ob die Social Search Ergebnisse einen wirklichen Nutzen bieten. Bei einem großen Teil der persönlichen Suchanfragen dürfte gar keine Relevanz bestehen. Außerdem müssen dem User nicht zwingend die Suchergebnisse gefallen, die seinen Freunden gefallen. Bei Recherchearbeiten kann die Einblendung solcher Ergebnisse sogar eher hinderlich sein. Abgesehen davon, kann Social Search nur funktionieren, wenn Google den Suchenden kennt. Dies bedeutet wiederum, eingeloggt suchen zu müssen – aber möchte man das überhaupt? Ich bin beispielsweise nie eingeloggt, wenn ich bei Google suche. Erstens geht es Google nichts an, wonach ich suche, zweitens nervt man das Instant Search ungemein. Natürlich könnte man es auch abschalten, aber sich gar nicht erst einzuloggen, ist einfach bequemer.

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1 Comments For This Post

  1. Oliver Springer says:

    Ich denke auch, dass Google sich da auf dem falschen Weg befindet. Ob man beim Suchen mit einem Google-Konto angemeldet ist oder nicht, hängt stark davon ab, was man sonst noch für Google-Dienste nutzt.

    Wer seine Mails über das Web bei Google Mail checkt, was gar nicht so wenige Leute tun, ist wohl schon oft/immer eingeloggt.

    Ernst wird es, falls Google einen erfolgreichen Versuch im Bereich Social Networks unternimmt. Viele Facebook-User sind immer bei Facebook eingeloggt. Darauf baut ja auch Instant Personalization auf.