Niiu: Individualisierbare Tageszeitung wird eingestampft

Geschrieben von am 20. Januar 2011 in Kategorie Web 2.0

Es dürfte außer Frage stehen, dass Zeitungsverlage schon bessere Zeiten erlebt haben. Bereits seit vielen Jahren nimmt die Anzahl der Zeitungskäufer ab. Zunehmend mehr Haushalte verzichten auf den Kauf der Tageszeitung, weil sie sich über andere Kanäle, wie beispielsweise das Fernsehen und das Internet finanzieren.

Umso tollkühner wirkt es daher, wenn sich ein Unternehmen in genau diesen Bereich wagt. Genau diesen Schritt hat die InterTi GmbH gewagt. Mit „Niiu“ sollte eine neue Form von Tageszeitung auf dem Markt etabliert werden, die über ein großes Zukunftspotential verfügt. Gerade junge Menschen sollten angesprochen werden, indem man ihnen die Möglichkeit bot, sich eine individuelle Zeitung zusammenzustellen.

Das Grundprinzip war relativ simpel. Der Zeitungsleser kann aus einer vorgegebenen Anzahl an Medien (klassische Zeitungsmedien sowie Onlinemedien) wählen. Es war möglich, sich der verschiedensten Bereiche zu bedienen, wie zum Beispiel Wirtschaftsnachrichten vom Handelsblatt oder Sportnews aus der Bild-Zeitung. Auf Basis der ausgewählten Kanäle wurde dann eine Zeitung gedruckt, die jede Morgen pünktlich im Briefkasten lag. Einziges Manko: Niiu war ausschließlich in Berlin erhältlich.

Doch nun ist erst einmal Schluss. Vor zwei Tagen bzw. am Dienstag hat die InterTi GmbH bekannt gegeben, dass die Niiu eingestellt wird. Die Gründe werden nicht zurückgehalten. Letzten Endes war es schlichtweg so, dass nicht genügend Abonnenten gewonnen werden konnten. Angeblich mussten sich mindestens 5.000 Leser finden, damit das Projekt langfristig fortgeführt werden kann – allerdings wurde diese Zahl nicht erreicht. Laut den Gründern ist man noch nicht einmal in die Nähe dieser Zahl gekommen.

Eine Fortsetzung des Projekts gilt vorerst als unwahrscheinlich. Das Unternehmen will zwar weiterhin am Markt bleiben, sich jedoch erst einmal anderen Bereichen widmen. Wie bei Meedia zu lesen ist, steht fortan das B2B-Geschäft im Vordergrund. Fortan stehen Hotellerie und Gastronomie im Fokus der Gründer. Mit individualisierten Zeitungen, welche die Hotels und Gastronomiebetriebe selbst zusammenstellen und auf den Geschmack ihrer Kunden abstimmen können, will man endlich erfolgreich sein. Außerdem will an Konzepten gearbeitet, um individualisierte Tageszeitungen auf Tablet Computer zu bringen.

Wie die taz schreibt, gilt das Experiment Niiu allerdings noch nicht als vollständig beendet. Die Niiu Erfinder würden sich derzeit auf der Suche nach Kapitalgebern befinden, sodass es im Sommer womöglich weitergehen bzw. einen zweiten Anlauf geben könnte.

Die Einstampfung von Niiu ist eines der besten Beispiele dafür, wie schwierig es mittlerweile ist, sich auf dem Zeitungsmarkt zu behaupten. Trotz individualisierbarer Inhalte ist es nicht gelungen, eine ausreichend große Leserschaft aufzubauen. Ob andere Formate besser fruchten – man denke nur an den experimentierfreudigen Rupert Murdoch – bleibt daher abzuwarten. Auch der Medienmogul dürfte mit Sicherheit noch so manchen Rückschlag in Kauf nehmen müssen.

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