Was ist aus der Blogosphäre geworden?

Geschrieben von am 14. Januar 2013 in Kategorie Web 2.0

Es liegt bereits ein paar Jahre zurück, als das Bloggen auch in Deutschland richtig populär wurde. Innerhalb kürzester Zeit waren Blogs auf einmal sehr angesagt: Wer in Sachen Internet mitreden wollte, musste die führenden Blogs kennen oder gar selbst bloggen. Man denke an die Zeit, als Basicthinking das Blog schlechthin war: Es gab kaum einen Tag, an dem nicht irgendwo über Robert Basic berichtet wurde.

Doch seither hat sich eine ganze Menge getan. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als Robert Basic ankündigte, sein Blog versteigern zu wollen. Die damalige Ebay Auktion zog sehr viel Interesse auf sich, immerhin wollte man wissen, wie viel Geld solch ein Blog einbringen kann. Es wurde sogar über sechsstellige Beträge spekuliert, am Ende wechselte das Blog dann für gute 40.000 Euro den Eigentümer.

Aus heutige Sicht kann man nur sagen, dass Robert Basic wohl alles richtig gemacht hat. Immerhin war er so clever zeitnah mit einem neuen Blog an den Start zu gehen. Zumindest die treue Leserschaft konnte er auf diesem Wege mitnehmen. Leser dürfte er kaum verloren, dafür seine Haushaltskasse aber ordentlich aufgebessert haben. Hätte er damals nicht verkauft, wäre er wohl ein paar Euro ärmer: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Blog am heutigen Tage einen solchen Betrag erzielen würde.

In der Blogosphäre ist es nämlich ruhig geworden. Zwar hat die absolute Anzahl an Blogs seither weiterhin zugenommen, doch etliche Projekte werden kaum noch aktualisiert oder mit sehr niedriger Schlagzahl betrieben. Zumal sich auch die Definition Blog geändert hat. Ursprünglich war ein Blog mal eine Website, die ein Online-Tagebuch verkörperte. Heute werden Blogs eher als eine Art Content Management System betrachtet, das über bestimmte Features verfügen muss.

Selbstverständlich gibt es noch etliche Blogger, die aktiv sind – aber irgendwie nimmt man sie nicht mehr so wahr. Vielleicht mag dies damit zu tun haben, dass ich keinen Feedreader nutze. Doch sieht man sich die Beiträge bei Rivva an, so ist ebenfalls eine große Änderung zu erkennen. Es wird nicht mehr so viel privat gebloggt. Projekte, die über einen kommerziellen Charakter verfügen, haben die Überhand gewonnen.

Zugleich fällt auf, dass man sich innerhalb der Blogosphäre weniger verlinkt. Es werden auch weniger Kommentare geschrieben. Blogger unterstützen sich nicht mehr so sehr gegenseitig – irgendwie scheint jeder sein eigenes Süppchen zu kochen. Ob dies damit zu tun hat, dass Facebook und Twitter mittlerweile so sehr verbreitet sind? Vermutlich ja. Auf diesem Weg lassen sich Informationen einfach besser teilen – und womöglich erreicht man damit gerade auf kurze Sicht deutlich mehr Leute. Außerdem ist es komfortabler, Inhalte zu liken oder zu teilen, anstatt erst einmal umfassende Beiträge zu schreiben und andere Leute zu verlinken.

Den Tod der Blogs möchte ich an dieser Stelle bewusst nicht vorhersagen. Blogs wird es sicherlich auch in den nächsten 20 Jahren noch geben, schließlich gibt es genügend Leute, die vorzugsweise längere Texte schreiben und diese auf eigenen Domains veröffentlichen wollen. Meine persönliche Begeisterung für Blogs hat jedoch stark nachgelassen. Wenn ich mir die Beiträge bei Rivva so ansehe, neige ich schon reflexartig zum Gähnen. Täglich scheinen neue Blogposts veröffentlicht zu werden, in denen irgendwelche neuen Smartphones angekündigt werden. Ich kann es nicht mehr lesen…

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1 Comments For This Post

  1. Oliver Springer says:

    Klar, Privates veröffentlichen die Menschen heute nicht mehr in Blogs, sondern in Sozialen Netzwerken. Das ist auch sinnvoll, weil sie dort mehr Kontrolle über ihre Daten haben und bessere ihre eigenen Kontakte erreichen können.

    Blogs sind heute eher etwas für professionelle und semiprofessionelle Projekte. Angesichts der enormen inhaltlichen Vielfalt, kann ich absolut nicht sagen, dass die Blogosphäre heute langweiliger als früher wäre.

    TechBlogs übertreiben es vielleicht mit ihren Berichten über bestimmte Themen. Vielleicht aber auch nicht, denn zu speziellen Themen alle möglichen Details zusammenzutragen ist ja gerade für Fachblogs sinnvoll.

    Wenn einen Blogs nerven, die jeden Tag über drei neue Smartphones – und vor allem Gerüchte dazu – schreiben, sollte sich einfach nach neuen Blogs umsehen, die den eigenen Interessen besser entsprechen. Da gibt es keinen Mangel. Und wer doch einen Mangel an Blogs zu seinen Interessen feststellt, kann sich überlegen, ob er 2013 diese Lücke mit dem Start eines eigenen Blogs schließen möchte.