Jeder Dritte nutzt sein Privathandy beruflich

Geschrieben von am 09. Juli 2011 in Kategorie Web 2.0

Die deutschen Unternehmen sind zurückhaltend bei der Ausstattung ihrer Mitarbeiter mit Mobiltelefonen. Ein Diensthandy steht nur jedem zwölften zur Verfügung, aber jede dritte setzt sein Privathandy im Job ein.

Nur 8 Prozent der Berufstätigen erhalten von ihren Arbeitgebern ein Handy gestellt, berichtet diese Woche der BITKOM, der die ARIS Umfrageforschung mit einer repräsentativen Erhebung beauftragt hatte. Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es dabei nicht. Jeder dritte setzt sein Privathandy dagegen beruflich ein. Dieser Wert scheint auf den ersten Blick überraschend niedrig zu sein. Man sollte jedoch bedenken, dass in vielen Berufen weder Bedarf noch Gelegenheit zum mobilen Telefonieren besteht.

Diensthandy oder Beteiligung an Kosten

„Mitarbeitern, die mobil erreichbar sein müssen, sollten Arbeitgeber ein Handy zur Verfügung stellen oder sich zumindest an der privaten Handyrechnung beteiligen“, rät Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des BITKOM. „Die immer noch verbreitete Sorge vor einer übermäßigen privaten Nutzung des Dienstgeräts ist durch Flatrates überflüssig. Vertrauen muss wichtiger sein als Kontrolle.“

Vergleichsweise weit verbreitet sind Diensthandys bei Außendienstmitarbeitern und Beratern. Ebenfalls gut versorgt sind Führungskräfte, bei denen Smartphones für E-Mail-Kommunikation und Internet-Anwendungen sogar schon zur Standardausstattung gehören. „Moderne Smartphones sind für viele ein Statussymbol“, erklärte Rohleder. Kein Wunder daher, dass sie regelmäßig Thema bei Vertragsverhandlungen sind. „Die Produktivität lässt sich durch den Einsatz solcher Geräte bei vielen Berufsgruppen deutlich steigern“, schreibt der BITKOM.

Das ist sicher richtig, doch ich frage mich, was unterm Strich übrig bleibt an Produktivitätszuwachs. Immerhin kann die permanente Erreichbarkeit (die bei Smartphones ja nicht allein auf Anrufe beschränkt ist!) sehr belastend sein, noch dazu in Kombination mit der permanenten Befähigung, mittels Smartphone produktiv tätig zu werden. Natürlich lassen sich die negativen Begleiterscheinungen durch einen (nennen wir es mal) vernünftigen Umgang mit den technischen Möglichkeiten minimieren.

Erreichbarkeit in der Freizeit

Nur wenige Tage zuvor veröffentlichte der BITKOM selbst Ergebnisse aus einer weiteren durch die ARIS Umfrageforschung durchgeführten repräsentativen Erhebung. Danach sind „88 Prozent der Berufstätigen auch außerhalb ihrer regulären Arbeitszeiten für Kunden, Kollegen oder Vorgesetzte per Internet oder Handy erreichbar“, vor zwei Jahren waren es erst 73 Prozent, ebenfalls schon ein hoher Wert. „Eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben gibt es für die meisten Berufstätigen nicht mehr“, stellte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf fest.

Bei 29 Prozent der Arbeitnehmer gibt es diese zeitlichen Grenzen gar nicht mehr, sie sind jederzeit über moderne Kommunikationsmittel erreichbar. Mit 45 Prozent ist fast jeder zweite zumindest zu bestimmten Zeiten außerhalb der Arbeitszeiten zu erreichen, 15 Prozent sind nur in Ausnahmefällen erreichbar. Interessant: Hier gibt es zwischen Männern und Frauen Unterschiede: Mehr als jeder dritte männliche Arbeitnehmer (34 Prozent), aber nicht einmal jede vierte Fraue (24 Prozent) ist außerhalb der Arbeitszeiten immer erreichbar.

Klare Absprachen helfen

„Mit der steigenden Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs können Nutzer auch bequem außerhalb des Büros berufliche E-Mails lesen und bearbeiten“, sagte Kempf. Der BITKOM empfiehlt, klare Absprachen hinsichtlich der Erreichbarkeit zu treffen und dabei zu vereinbaren, wann jemand erreichbar sein sollte. „Es ist grundsätzlich positiv, dass wir immer erreichbar sein können, wenn wir es möchten“, so Kempf. „Aber genauso wichtig sind bewusste Kommunikationspausen, um entspannen oder bei Bedarf ungestört arbeiten zu können.“

Ganz genau! Die Technik ist daher nicht das Problem, aber es ist nicht so leicht, sich gegen eine gewisse Anspruchshaltung von Chefs und Kollegen erfolgreich zur Wehr zu setzen. Wer nimmt das Gespräch nicht doch entgegen, wenn er die Nummer des Chefs auf seinem Handydisplay sieht, obwohl dieser außerhalb der vereinbarten Zeiten anruft? Hier könnte das Diensthandy echte Entlastung bieten, denn im Gegensatz zum privaten Mobiltelefon „kann“ man es leichter ausschalten.

Besitzt Ihr ein solches Diensthandy? Wie steht es um Eure Erreichbarkeit, beruflich und privat?

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