Social Media Postings: User in Deutschland bereuen wenig

Geschrieben von am 11. August 2015 in Kategorie Social Networks

Die deutschen Social-Media-User machen sich viel zu wenige Sorgen über die Auswirkungen ihrer Veröffentlichungen. Das nehme ich jedenfalls mit aus den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage, die YouGov kürzlich durchgeführt hat.

Auf die Frage, ob sie eine Veröffentlichung auf einem Sozialen Netzwerk hinterher schon einmal bereut hätten, antworteten bloß 7 Prozent „ja, schon mehrfach“ und weitere 19 Prozent „ja, schon einmal“. Angesichts der Flut an Postings in Wort, Bild und Bewegtbild, die User in Deutschland täglich ins Netz kippen, überrascht es mich, dass lediglich einer von vier Nutzern überhaupt jemals etwas bereut hat.

Junge Menschen bereuen mehr

Dass der Anteil derjenigen, die ein oder mehrere Postings lieber nicht getätigt hätten, unter jungen Menschen signifikant größer ist, fällt da kaum ins Gewicht. Selbst unter den 18- bis 24-jährigen Teilnehmern bereuten bloß 9 Prozent mehrere Postings und 31 Prozent ein einziges Posting.

Aufschlussreicher ist, welche Arten von Social-Media-Aktivitäten bereut werden. „Ich habe nicht richtig nachgedacht und klang deswegen nicht besonders schlau“, wurde von 31 Prozent genant. Die Nummer zwei im Ranking, „Ich habe Bilder oder Texte veröffentlicht, die das Verhältnis zu Familie/Partner beinflussen können“, nannten nur 9 Prozent der Befragten. 8 Prozent bereuen, impulsiv geantwortet und damit einen Freund verletzt zu haben, 7 Prozent bereuen impulsive Antworten, mit denen sie möglicherweise viele Leute verletzt haben.

Zu den Umständen, unter denen solche Postings zustande kamen, gaben 22 Prozent an, dass es bereits spät in der Nacht war und sie müde waren, 18 Prozent hatten es zum fraglichen Zeitpunkt eilig, 17 Prozent standen unter Alkoholeinfluss. Mehr Details zu den Umfrageergebnissen findet Ihr bei YouGov.

Sorge um das eigene Ansehen

Anscheinend machen sich die deutschen Social-Media-User vor allem Sorgen darum, dass ihr eigenes Image durch unüberlegte Veröffentlichungen Schaden nehmen könnte. Ob das überhaupt den Begriff Reue verdient, darf bezweifelt werden. Aber halten wir uns daran!

Dann ist es doch besorgniserregend, dass anscheinend kaum jemand Konsequenzen fürchtet! Selbst vorsichtige und sehr disziplinierte User geben durch ihre Aktivitäten auf Social-Media-Plattformen eine Menge Einblicke in ihr Verhalten und in ihre Persönlichkeit, die die ihnen ihr ganzes Leben über schaden können – insbesondere weil sich das Gesamtbild mit jedem weiteren Puzzleteil vervollständigt. Selbstverständlich ist das kein Social-Media-Spezialproblem, aber durch die Menge der Informationen und deren Art (mitunter ergänzen diese Daten andere verfügbare Daten sehr schön) ist das einer der großen Posten. Auch bei den vorsichtigen Usern. Zudem kann man grundsätzlich auf Social-Media-Aktivitäten verzichten, während man an vielen anderen Stellen nicht umhin kommt, Daten zu überlassen.

Die Zukunft kennt Euch besser

Wir können heute nur spekulieren, in welcher Weise Daten in – sagen wir mal – zehn Jahren verknüpft und ausgewertet werden. Aber wenn wir uns vor Augen halten, was heute bereits möglich ist und wir davon ausgehen, dass die bereits verfügbaren Möglichkeiten deutlich optimiert werden, reicht das eigentlich, um zum Vollzeit-Paranoiker zu werden.

Ich glaube weiterhin, Social Media ist nur deshalb ein Erfolg, weil der ganz großen Mehrheit diese Möglichkeiten nicht bewusst sind. Das berühmte Zitat der Bundeskanzlerin, „Das Internet ist für uns alle Neuland“, ist deshalb das Klügste, was ich zu dem Thema in den letzten Jahren gehört habe. Und diejenigen, welche sich über die Ich-hab-ja-nichts-zu-verbergen-Einstellung anderer lustig machen, aber intensiv Social-Media-Dienste verwenden, sollten sich fragen, welche Konsequenzen sie aus ihrem vermeintlich besseren Risikobewusstsein tatsächlich ziehen.

Bereut Ihr genug?

Ähnliche Beiträge:

Tags : , ,

1 Comments For This Post

  1. Torsten Williamson-Fuchs says:

    Interessante Zahlen und eigentlich ist es eine Binse, dass man(n)/frau angetrunken besser nichts postet. Interessant dürfte auch sein, wie viele Leute bewusst Dinge posten, mit denen sie eigentlich nicht in Verbindung stehen. Oder bewusst nicht zutreffende Ortsangaben eintragen (z. B. im Buch der Gesichter). Aber das wäre Gegenstand einer neuen Untersuchung. – Dennoch: ein gut geschriebener Artikel!