Reiseplanung via Social Web: Das Internet nützt nicht immer

Geschrieben von am 27. Juni 2011 in Kategorie Web 2.0

Das Internet hat den Reisemarkt deutlich verändert. Anstatt Reisen im Reisebüro zu buchen, suchen zunehmend mehr Personen gleich im Internet. Diese Entwicklung ist gleich auf mehrere Gründe zurückzuführen. Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass die Online-Auswahl an Reiseangeboten ungemein groß ist und viele Reiseanbieter mit ihren Katalogen schlichtweg sehr alt aussehen. Zugleich ist es möglich, Urlaube ganz individuell zu buchen. Wer schon einmal in einem Reisebüro gewesen ist, kennt die meist übliche Prozedur: Ganz egal wohin man auch reisen möchte, letztlich werden die Angebote einfach aus dem Katalog ausgewählt. Außerdem ist der Kostenvorteil nicht zu verachten: Wer online bucht, spart meistens viel Geld.

Doch auch in ganz anderer Hinsicht hat das Internet zu Änderungen im Reisesegment geführt. Dies gilt vor allem für die Auswahl von Hotels. Früher hatte man als angehender Urlauber oder auch als Geschäftsreisender vergleichsweise wenige Möglichkeiten, sich im Vorfeld über Hotels zu informieren. Wenn man Pech hatte, war das gebuchte Hotel einfach nur teuer und hatte sonst nicht viel zu bieten. Wer online nach Hotels sucht, kann sich mittlerweile sehr genau informieren und sich somit einen Eindruck davon verschaffen, was einen vor Ort erwartet.

Auf der anderen Seite ist nicht alles Gold was glänzt. Aus persönlicher Erfahrung kann ich mittlerweile sagen, dass vor allem das Social Web maßlos überbewertet wird. Man braucht sich nur einmal die Hotelempfehlungen auf führenden Bewertungsportalen ansehen. So gut wie immer stehen vor allem die teuren Luxushotels an erster Stelle. Dies scheint logisch: Im Bezug auf Qualität und Service schneiden die teuren Edelabsteigen besonders gut ab – allerdings haben sie auch ihren Preis. Wer nicht mehrere hundert Euro pro Nacht ausgeben möchte, hat es schon schwieriger. Die Hotels mit dem besten Preisleistungsverhältnis folgen erst nach den teuren Luxushotels. Schnell herauszufinden, welche Hotels gut und gleichzeitig günstig sind, ist gar nicht so leicht möglich.

Außerdem spielt der persönliche Geschmack eine bedeutende Rolle, die letztlich zum großen Problem werden kann. Bleiben wir beim Thema Hotelsuche. Nicht nur auf Bewertungsportalen, sondern auch auf Reiseportalen wie Expedia oder Opodo stößt man mittlerweile auf eine stattliche Anzahl an Hotelbewertungen. Das Problem dabei: Unterschiedlicher könnten die Meinungen zum Teil nicht sein. Zum selben Hotel liegen oftmals ganz unterschiedliche Meinungen vor. Der eine Hotelgast kann das Hotel uneingeschränkt weiterempfehlen, der andere rät dringend von einer Übernachtung ab. Aufgrund dieser unterschiedlichen Bewertungen wird es nicht unbedingt leichter, das passende Hotel zu finden. Ganz im Gegenteil: Wenn man zu sehr auf die negativen Kommentare achtet, findet man plötzlich gar keine Hotels mehr.

Dass man auf das Social Web nicht allzu viel geben sollte, wird im Übrigen auch sehr gut bei Restaurantbewertungen sichtbar. Als ich nach ein paar guten Restaurants in Wien gesucht habe, bin ich bei einer der weltweit größten Plattformen für Hotel- und Restaurantbewertungen gelandet. Gut die Hälfte aller Top 10 Restaurants von Wien (laut den Bewertungen der Plattformnutzer) wurde von mir aufgesucht. Mit erschrecken musste ich feststellen, dass drei der empfohlenen Restaurants nicht anders als schäbige Drecklöcher waren. Vielleicht mag dies an kulturellen Unterschieden liegen: Reisende, die von anderen Kontinenten anreisen, stellen andere Anforderungen, sodass auf einmal Restaurants gut bewertet werden, die man sonst niemals aufsuchen würde.

Folglich ist Vorsicht angesagt. Wer sich bei der Reiseplanung zu sehr auf das Internet verlässt, könnte bitter enttäuscht werden. Besser ist wohl, Facebook oder Twitter einzusetzen und auf diesem Weg unter Freunden nach Empfehlungen zu fragen – erfahrungsgemäß erhält man auf diesem Weg die besseren Empfehlungen.

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