Online-Nachrichtenportale: starkes Wachstum, harter Wettbewerb

Geschrieben von am 17. Oktober 2009 in Kategorie Web 2.0

Hoffnung für News Websites: Die Besucherzahlen von Nachrichtenportalen sind seit Jahresbeginn deutlich angestiegen. Die Ableger der Zeitungsverlage sind unter den großen Gewinnern, was zu steigenden Erlösen aus Online-Werbung führte. Im harten Wettbewerb sind die Zeitungsverlage online aber nicht unter sich.

Einer Erhebung des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) zufolge wurden die wichtigsten Nachrichten-Websites in Deutschland zwischen Januar und September über 4,7 Milliarden Mal besucht, was einem Plus von 33 % gegenüber den ersten drei Monaten des vorigen Jahres entspricht. Mit 977 Millionen Visits lag Spiegel Online erneut vor Bild.de mit 858 Millionen Besuchen. Bei beiden Portalen wirkte sich der jeweilige Relaunch sehr positiv auf die Nutzerzahlen aus. „Das Wettrennen an der Spitze ist ein Beleg für den harten Konkurrenzkampf im Markt für Online-Nachrichtenportale“, kommentierte BITKOM-Vizepräsident Achim Berg. Innerhalb der Top 20 der News-Portale kommt Spiegel Online auf 20,7 % Marktanteil, Bild.de auf 18,2 %.

Stark steigern konnten die Zeitungsverlage die Visits auf den Websites ihrer Zeitungen: „So schraubte sueddeutsche.de mit einem Plus von 41 Prozent gegenüber Januar bis September 2008 die Besucherzahlen auf 195 Millionen hoch. Welt Online wuchs im Vergleichszeitraum um 12 Prozent und liegt knapp vor sueddeutsche.de auf Rang 8. Hohe Zuwachsraten meldeten auch die Ableger der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (faz.net) mit 158 Millionen Besuchen (+30 Prozent) sowie die Online-Angebote der beiden Wirtschaftszeitungen handelsblatt.com (+41 Prozent auf 88 Millionen Visits) und ftd.de (+41 Prozent auf 77 Millionen Visits). Der traditionsreiche Internetableger der Regionalzeitung Rheinische Post aus Düsseldorf, rp-online.de, hat sich mit einem Zuwachs von 57 Prozent auf nunmehr 73 Millionen Visits von Januar bis September ebenfalls fest in der Top 20 etabliert“, informiert der BITKOM in seiner gestrigen Presseinformation. „Die Zeitungsverlage können die Stärke ihrer Printtitel immer besser im Internet vermarkten“, sagte Berg.

Den Kampf um Marktanteile machen die Zeitungsverlage im Internet allerdings nicht unter sich aus. Größter Gewinner in den ersten drei Quartalen dieses Jahres ist die Website des Nachrichtensenders N24. Die Konkurrenz durch Unternehmen aus anderen Medienbereichen dürfte allerdings derzeit die geringste Sorge der Zeitungsverlage sein.

Beim BITKOM geht man zwar davon aus, dass „die Medienhäuser durch neue Geschäftsmodelle allmählich auch Verkaufserlöse für ihre Nachrichten im Internet erzielen“ könnten, doch von einem Ende der Gratis-Mentalität kann nicht die Rede sein. Erst ein paar Tage zuvor verkündete der BITKOM, nur 16 % der Internetnutzer in Deutschland seien grundsätzlich zur Bezahlung von Online-Artikeln bereit.

„Bislang gibt es kaum eine Zahlungsbereitschaft für Nachrichten, Berichte und Reportagen im Internet“, sagte BITKOM-Vizepräsident Achim Berg. „Die Anbieter sind gefordert, mit intelligenten Geschäftsmodellen dazu beizutragen, dass auch im Internet nach und nach eine Bezahl-Kultur heranwächst.“ Haupteinnahmequelle im Netz stellt für die Verlage aktuell Werbung dar. Gegen den Trend wuchs Online-Werbung in der Krise noch deutlich, der Verband rechnet mit einem Überschreiten der Marke von 1,5 Milliarden Euro bis Jahresende. Zusammen mit der starken Steigerung der Nutzerzahlen der Websites der Zeitungen ist das ein Hoffnungsschimmer, aber für eine Finanzierung von Qualitätsjournalismus reicht es insgesamt noch nicht.

Wie es ohne Paid Content gehen sollte, ist derzeit nicht ersichtlich. Obwohl 84 % der Internetnutzer in Deutschland derzeit angeben, nicht für Online-Artikel zahlen zu wollen, sieht der Verband dennoch Chancen. Berg: „Es sollte aber gelingen, auch im Internet durch den Verkauf einzelner Artikel, von Dossiers oder über Flatrates kostenpflichtige Angebote zu etablieren und damit gerade für den Qualitätsjournalismus ein zweites finanzielles Standbein aufzubauen.“

Der durchschnittliche Internetnutzer ist nicht der durchschnittliche Abonnent einer Tageszeitung, das sollte man bei der Paid Content-Diskussion im Hinterkopf behalten. Der BITKOM macht eine deutliche Korrelation zwischen formaler Bildung und Zahlungsbereitschaft aus: „Während unter den Bundesbürgern mit Hauptschulabschluss lediglich fünf Prozent bereit sind, für Artikel im Internet zu bezahlen, ist es jeder vierte mit Abitur (27 Prozent). Ebenfalls überdurchschnittlich aufgeschlossen sind die 18- bis 29-Jährigen. Fast jeder Fünfte (19 Prozent) dieser Altersgruppe würde für journalistisch aufbereitete Artikel im Internet zahlen“, informiert der Verband in einer Pressemitteilung vom vorigen Wochenende. Berg: „Für viele Unter-30-Jährige ist das Zahlen von Kleinbeträgen im Internet absolut normal. Sie laden sich schon jetzt kostenpflichtige Musik oder Zusatzprogramme für Mobiltelefon, MP3-Player oder PC herunter.“

Daran gewöhnt zu sein, für Inhalte im Internet zu zahlen, ist bestimmt ein wichtiger Faktor, so wie sich viele Menschen auch offline gegen das Bezahlen von Nachrichten-Angeboten in Form von Printmedien entscheiden. Ich bin überzeugt davon, dass es eine gute Chance dafür gibt, ausreichend viele Menschen von Paid Content zu überzeugen. Derzeit ist im Zusammenhang mit der Frankfurter Buchmesse viel von E-Book-Readern wie dem Kindle von Amazon oder dem Txtr die Rede. Solche E-Book-Reader werden teilweise als Chance gesehen, für elektronisch publizierte News Geld zu erhalten.

Was meint Ihr: Retten die E-Book-Reader bzw. E-Books die Zeitungsverlage vielleicht auf einem Umweg? Über den Kauf von E-Books könnte nicht nur eine Vertriebsstruktur geschaffen werden, über die sich zusätzlich journalistische Inhalte verkaufen ließen. Über den Kauf von elektronischen Büchern könnten sich die Nutzer an den Kauf elektronischer Texte gewöhnen. Ist das eine realistische Hoffnung?

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