Digitales Bezahlen: Es geht weiterhin schleppend voran

Geschrieben von am 02. Juli 2018 in Kategorie Allgemein

Vergangene Woche kündigte Google an, seinen Bezahldienst Google Pay auch in Deutschland zu starten. In Anbetracht der Reichweite, über die Google in einigen Bereichen verfügt, berichteten zahlreiche Medien über das Vorhaben. Allerdings ist fraglich, ob sich Google in diesem Segment etablieren kann – denn schon viele Unternehmen haben sich darin versucht, sind aber kläglich gescheitert.

Anbieter digitaler Bezahl-Lösungen haben es in Deutschland schwer. Hierfür sind vorrangig zwei Gründe auszumachen. Zum einen haben die Banken immer noch eine große Machtstellung. Zwar werden sie von den meisten Menschen längst als innovationslose Dinosaurier betrachtet, trotzdem führt an ihnen kein Weg vorbei. Denn Löhne und Gehälter werden nun einmal auf Girokonten überwiesen. Zum anderen gelten wir Deutsche als sehr vorsichtig, sobald es um das Thema Geld geht. Auf ein klassisches Konto zu verzichten und vollständig auf Paypal umsteigen? – für die meisten unvorstellbar.

In Anbetracht dieser Umstände dürfte es Google schwer fallen, sich als Bezahl-Dienstleister am Markt zu etablieren. Insbesondere weil sich das Unternehmen für anspruchsvolles Konzept entschieden hat. Während Paypal vor allem Geld damit verdient, dass Nutzer ihre Online-Käufe über den Service bezahlen und sich Leute gelegentlich untereinander Geld senden, möchte Google Pay im alltäglichen Zahlungsverkehr mitspielen und sich überall einen kleinen Share sichern, beispielsweise wenn am frühen Morgen die erste Bezahlung für einen Coffee to go fällig wird.

Genau dies möchten die Banken verhindern, indem sie eine Kooperation mit Google meiden. Zwar konnte der Riese aus dem Silicon Valley bereits einige Bankenpartner gewinnen, doch insgesamt lässt sich damit keine angemessene Marktdurchdringung erzielen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich einige Banken bewusst weigern und eigene Bezahl-Lösungen entwickeln – und das zum Leid aller Beteiligten, einschließlich ihrer Kunden.

So haben in der vergangenen Woche die Sparkassen bekannt gegeben, dass sie eine eigene App für das digitale Bezahlen launchen. Allerdings kochen sie damit ihr eigenes Süppchen und sind letztlich nur ein Anbieter von mehreren. Bei den Volksbanken ist die Situation nicht viel anders, auch dort wird an einem entsprechenden Konzept gearbeitet. Zumal die Volksbanken besonders stark auf Paydirekt gesetzt haben – einen Paypal-Konkurrenten, der trotz vieler angeschlossener Institute bis heute vor sich hindümpelt.

In Anbetracht der bisherigen Entwicklungen ist nicht davon auszugehen, dass sich der Markt innerhalb der nächsten Jahre grundlegend ändert. Die meisten Zahlungen werden wohl weiterhin bar an der Kasse erfolgen oder per Überweisung abgewickelt – ganz zum Ärger unzähliger Bankkunden, die sich mit den langen IBAN Nummern bis heute nicht anfreunden können. Heimlicher Sieger bleibt damit Paypal. Auch wenn das Unternehmen im alltäglichen Zahlungsverkehr eher eine untergeordnete Rolle spielt, kann es auf die höchste Marktdurchdringung blicken. Daraus lässt sich eine ganze Menge machen.

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