Download-Plus stabilisiert deutschen Musikmarkt

Geschrieben von am 18. Januar 2012 in Kategorie Web 2.0

Zum ersten Mal seit 1997 waren die Umsätze mit Musik nicht mehr rückläufig, zeigt der „Trendreport 2011“. Zu verdanken ist die Stabilisierung den anhaltend hohen Zuwächsen im digitalen Vertrieb.

Die Musikindustrie macht vor, wie man im digitalen Zeitalter durch ein breitgefächertes Angebot trotz einfacher Möglichkeiten an illegale und legale Kopien zu gelangen die Umsätze steigern kann. So viel Geld wie einstmals wird in der Branche noch längst nicht wieder verdient, doch auf dem deutschen Markt ist eine Trendumkehr gelungen. In den Marktstatistiken des „Trendreport 2011“, aus dem der Bundesverband Musikindustrie e. V. (BVMI) und media control jetzt Daten vorgelegt haben, gibt es erstmals seit 1997 wieder ein Wachstum beim Umsatzvolumen.

Deutlich mehr Kauf-Downloads

Die größten Zuwächse waren bei den Kauf-Downloads zu beobachten, wobei Downloads von einzelnen Liedern mit 30,3 Prozent zwar am stärksten zulegen konnten, die Single- und Album-Bundles mit 27,2 bzw. 27,8 Prozent aber kaum weniger stark zulegten. Vielleicht hat das Album als Kunstform ja doch eine Zukunft, picken sich die Musikhörer doch nicht bloß einzelne Tracks heraus.

Obwohl die Bedeutung der Download-Verkäufe Jahr für Jahr zunimmt, bleiben CDs die wichtigsten Umsatzbringer. Das CD-Geschäft war 2011 zwar wieder rückläufig, doch mit 2,2 Prozent fiel das Minus moderat aus. Interessant: Internationale Pop-Produktionen büßten 5,3 Prozent ein, einheimische Künstler mussten lediglich ein Umsatzminus von 0,6 Prozent verkraften. Betrachtet man nur den für die Musikindustrie so wichtigen Monat Dezember in den Jahren 2011 und 2010, gab es im Jahresvergleich ein Plus von 5,8 Prozent.

Schallplatten im Aufwind

Vinyl-Schallplatten sind schon lange nur noch ein Nischenprodukt mit weniger als 1 Prozent Umsatzanteil bei physischen Tonträgern, aber seit ein paar Jahren steigt – wenngleich auf niedrigem Niveau – die Nachfrage. 2011 wurde 18,5 Prozent mehr mit Schallplatten umgesetzt als im Jahr davor. Hier zeigte sich ebenfalls ein Heimvorteil deutscher Künstler, die mit einem Plus in Höhe von 29 Prozent deutlich vor Interpreten aus dem Genre Pop International lagen. Bei letzteren Betrug der Zuwachs aber immerhin 15,5 Prozent.

BVMI-Geschäftsführer Dr. Florian Drücke: „Wir freuen uns sehr über die stabile Marktentwicklung, die in erster Linie der großen Vielzahl herausragender Künstler 2011 zu verdanken ist. Der Blick in die Charts zeigt, dass Deutsch angesagt ist und sich die neuen und etablierten deutschen Künstler gegenseitig beflügeln. Es zeigt sich aber auch, dass die Diversifizierungsstrategie im Musikvertrieb erfolgreich ist. Vom Vinyl bis zur Cloud steht entlang der unterschiedlichen Nutzungsgewohnheiten und -stile ein großes Angebot zur Auswahl. Das legale Portfolio im Internet umfasst heute in Deutschland mehr als 60 Musikdienste, die mit Blick auf die Downloadzuwächse sehr gut angenommen werden. Dennoch darf das digitale Wachstum nicht darüber hinwegtäuschen, dass selbst das beste legale Angebot auf Dauer nicht mit den massenhaften illegalen Gratis-Angeboten konkurrieren kann und hier nach wie vor dringender Handlungsbedarf besteht.“

Ulrike Altig, Geschäftsführerin media control, ergänzt: „Wir blicken auf ein herausragendes Musikjahr mit erfolgreichen Newcomern, grandiosen Musikereignissen und außergewöhnlichen Chartacts zurück. Die erfreulichen Entwicklungen im Musikmarkt sind ein großartiger Verdienst von Branche und Musikfans gleichermaßen. Sie belegen einmal mehr den digitalen Trend, zeigen aber gleichzeitig, dass physische Produkte auch zukünftig ihren hohen Stellenwert behalten werden.“

Wichtige Bereiche wurden nicht berücksichtigt

GVL-Erlöse sowie Einnahmen durch werbefinanzierte Streaming-Dienste, Abonnements und sonstige digitale Geschäftsfelder wurden für den „Trendreport 2011“ leider nicht berücksichtigt. Dabei steckt dort viel Musik drin, und in letzter Zeit ist die Auswahl bei diesen Angeboten in Deutschland gewachsen. Neben Diensten wie simfy, Musicload Nonstop und Napster, die schon eine Weile aktiv sind, stehen inzwischen neue Alternativen wie Juke, Deezer, rara, Rdio und vielleicht bald Spotify zur Auswahl. Zusätzlich zu den reinen Audio-Diensten machen Angebote wie tape.tv, Putpat und QTom dem herkömmlichen Musikfernsehen Konkurrenz – sogar auf dem Fernseher, sofern Apps für Smart TVs verfügbar sind.

Was meint Ihr, wie sich die vielfältigen legalen Streaming-Angebote auf die Umsätze der Musikindustrie auswirken werden?

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  1. Musikindustrie: 435 Gold- und Platin-Auszeichnungen für das Jahr 2011 | rap2soul says:

    […] starker Zuwächse bei Download-Musik hat sich der deutsche Musikmarkt letztes Jahr stabilisiert. Im deutschen Musikmarkt gab es 2011 […]