Nicht nur auf Veranstaltungen wie der Technik-Messe CES in Las Vegas ist Künstliche Intelligenz (KI) inzwischen irgendwie überall dabei. Auch beim Weltwirtschaftsforum in Davos war Künstliche Intelligenz allgegenwärtig. Demgegenüber ist der Durchschnittsdeutsche bisher kaum mit dem Thema vertraut – hat jedenfalls eine repräsentative Umfrage des Brand Science Institute ergeben.
92 Prozent der Deutschen sind demnach wenig bis gar nicht mit Künstlicher Intelligenz vertraut. „Künstliche Intelligenz ist derzeit noch ein Nischenphänomen“, sagt Dr. Nils Andres, Gründer und Geschäftsführer des Brand Science Institute sowie Initiator von BSI AI.
Dazu ist es wichtig zu wissen, dass nur Personen zwischen 18 und 70 Jahren befragt wurden. Deshalb muss der eigentliche Wert deutlich oberhalb von 92 Prozent liegen, denn – das sagt nicht nur die Erfahrung, sondern wird auch durch die Umfrageergebnisse bestätigt – junge Menschen sind deutlich vertrauter mit Künstlicher Intelligenz als alte.
Bildung ist wesentlicher Faktor
Außerdem wurde eine Korrelation zwischen Bildung und Vertrautheit mit Künstlicher Intelligenz ermittelt. Laut Brand Science Institute „spielt das Geschlecht keine Rolle“, aber ich vermute, dass sich hier bemerkbar macht, dass hauptsächlich junge Menschen mit guter Bildung mit dem Thema vertraut sind.
Der Einfluss von Alter und Bildung war vorher erwartet worden, aber an anderer Stelle gab es eine Überraschung: „Typischerweise führt ein höheres Maß an Vertrautheit immer zu einer besseren Bewertung und einer höheren Nutzungshäufigkeit. Das ist diesmal allerdings erstmals nicht der Fall“, erläutert Andres. „Trotz Erfahrung mit KI bleiben Probanden der Technologie gegenüber eher skeptisch oder neutral.“ Diejenigen allerdings, die mit KI wenig oder kaum vertraut sind, zeigten eine überdurchschnittlich kritische Haltung gegenüber dem Potenzial von KI.
Es gibt eine große Unsicherheit
Darüber hinaus gebe es eine stille, aber dominierende Unsicherheit, weil die Umfrageteilnehmer Schwierigkeiten haben, die Potenziale von Künstlicher Intelligenz zu beurteilen. Diese Unsicherheit gibt es nicht nur unter denen, die wenig oder gar keine KI-Erfahrung aufweisen, sondern auch bei denjenigen, die sich eigentlich sicher im Umgang mit Künstlicher Intelligenz fühlen.
„Eine größere Erfahrung mit KI trägt aktuell nicht dazu bei, ein klareres Bild für Nutzen oder Einsatz von KI zu erzeugen“, konstatiert Dr. Nils Andres. „Es ist zu vermuten, dass diese Unsicherheit vor allem auf die extrem dynamische Entwicklung der Technologie und deren weitreichendes Veränderungspotenzial zurückzuführen ist. Hierdurch erschwert sich die Meinungsbildung über den Nutzen von KI und dessen Auswirkungen auf den Lebensalltag und das Berufsleben.“
Skepsis und Widerstand
Wie schon bei anderen bedeutenden technischen Innovationen gebe es auch bei Künstlicher Intelligenz starke persönliche Hürden für die Akzeptanz. Vor allem alte Menschen und solche mit einen niedrigen Bildungsstand würden dem Themenbereich Künstlicher Intelligenz mit Skepsis und Widerstand begegnen.
„Auch wenn mit KI vertraute Probanden die Nutzenpotenziale weitestgehend neutral bewerten, so zeigt sich doch ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer zunehmenden Vertrautheit und einer daraus resultierenden positiveren Bewertung der Nutzungspotenziale von KI“, so Andres. Um KI erfolgreich einzuführen, rät das Brand Science Institute, Menschen behutsam an die Nutzung von Künstlicher Intelligenz heranzuführen. Dabei sollten vor allem risikoarme Anwendungen genutzt werden.
„Je stärker Nutzer mit Künstlicher Intelligenz vertraut gemacht werden, desto eher werden Barrieren abgebaut“, gibt sich Andres überzeugt. „Das heißt im Umkehrschluss: Je stärker wir die Menschen in der Nutzung von KI sich selbst überlassen, umso länger wird sich die Nutzungshäufigkeit hinziehen und umso schwächer wird die Nutzungsfrequenz sein.“
Die Einfachheit der Suchmaschine von Google sei ein gutes Beispiel an dem man sich dabei orientieren könne, um zu einer häufigen Nutzung in verschiedenen Alltagssituationen anzuregen. Ich frage mich allerdings, ob es diese Einfachheit nicht schon gibt: Ist ChatGPT nicht genau deshalb in kürzester Zeit so populär geworden? Ist das Chatten mit der KI nicht sogar viel einfacher als zu googeln?