In der Corona-Pandemie bestellen die Deutschen Medikamente inzwischen viel öfter online. Ein großes Online-Angebot gab es bei den Apotheken zwar schon vor Ausbruch der Pandemie, doch das Interesse der Verbraucher war im Vergleich zu heute sehr viel geringer.
Inzwischen bestellen 62 Prozent der Verbraucher ihre Medikamente für gewöhnlich über das Internet. Letztes Jahr taten dies 58 Prozent, 2019 lag der Wert bei 46 Prozent und 2018 bei 33 Prozent. Das sind Daten aus einer repräsentativen Befragung des Verbands Bitkom. Der bereits starke Anstieg zwischen 2018 und 2019 wirft die Frage auf, wie groß der Einfluss der Corona-Pandemie auf das Bestellverhalten ist bzw. ob der Anstieg ohne die Pandemie nicht ebenso hoch ausgefallen wäre.
Mit oder ohne Rezept
Stärker nachgefragt sind sowohl rezeptfreie als auch rezeptpflichtige Arzneien. Mittlerweile bestellt nahezu jeder vierte Deutsche (23 Prozent) rezeptpflichtige Medikamente online; 61 Prozent bestellen im Netz frei verkäufliche Medikamente. Von der Verlagerung des Medikamentenkaufs ins Internet profitieren nicht nur Online-Apotheken, sondern – soweit es um nicht rezeptpflichtige Medikamente geht – auch solche Anbieter, die keine Apotheke betreiben. Hier gab es einen Anstieg von 7 Prozent in 2020 auf 15 Prozent in 2021.
„Auch jenseits der Einschränkungen durch Corona existieren medizinische Versorgungslücken, etwa in ländlichen Regionen oder für mobil eingeschränkte Menschen. Online-Angebote helfen, diese Lücken zu schließen“, erläutert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Wie so oft zeigen sich zwischen den Altersklassen signifikante Unterschiede: 79 Prozent der 16- bis 29-Jährigen kaufen online Medikamente. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 80 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen bloß 66 Prozent, bei den Senioren (Altersklasse 65+) lediglich 41 Prozent.
Zufriedenheitswerte sind recht hoch
Abgefragt wurde bei den Verbrauchern, die online Arzneien kaufen, ebenfalls, wie zufrieden sie mit den Online-Apotheken sind. 94 Prozent zeigen sich dieses Jahr zufrieden oder sehr zufrieden (Vorjahr: 88 Prozent), 84 Prozent gefällt die Liefergeschwindigkeit (Vorjahr: 78 Prozent). Die Zufriedenheit mit Informationsangeboten bei und Beratungsangeboten von Online-Apotheken sank im Jahresvergleich leicht von 47 Prozent auf 44 Prozent. 30 Prozent sind nicht zufrieden.
Die hohen Kundenzahlen von Online-Apotheken bedeuten aber nicht, dass stationäre Apotheken kaum noch besucht würden, im Gegenteil. So konstatiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder: „Die Online-Apotheke ist derzeit eine Ergänzung zur Apotheke vor Ort, kein Ersatz.“ 99 Prozent der Deutschen besuchen für verschreibungspflichtige Arzneien mindestens ab und zu eine Apotheke vor Ort; bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten sind es immerhin 84 Prozent – und 43 Prozent gehen dafür auch in Drogeriemärkte und Reformhäuser.
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