Ob Chat-App oder ausgewachsenes Videokonferenzsystem – Videoanrufe gehören eigentlich schon lange zum Alltag der Menschen. Wie viel ungenutztes Potenzial in diesem Markt steckt, deutet der Boom bei Videochats im Zuge der Corona-Pandemie an.
Laut aktueller Zahlen aus einer repräsentativen Befragung aus dem April im Auftrag des Bitkom haben seit Beginn der Pandemie 43 Prozent der Onliner in Deutschland verstärkt Videoanrufe genutzt. In der Altersgruppe zwischen 16 und 29 Jahren gaben sogar 52 Prozent an, solche Dienste verstärkt in Anspruch genommen zu haben; bei den 30- bis 49-Jährigen sind es wie bei den 50- bis 64-Jährigen immerhin 43 Prozent.
In der Gruppe ab 65 Jahren hat sich die Videochat-Nutzung dagegen lediglich um 27 Prozent erhöht. Dafür haben 19 Prozent der Senioren nun das erste Mal Videotelefonie ausprobiert, was über dem Durchschnittswert von 17 Prozent liegt. Videoanrufe nutzen die Onliner dieser Altersgruppe nun vermehrt, um mit ihren Kindern (93 Prozent) und Enkelkindern (73 Prozent) zu kommunizieren. 61 der User zwischen 16 und 29 Jahren verwenden Videotelefonie häufiger, um mit Eltern (61 Prozent), Freuden und Bekannten (67 Prozent) sowie dem Partner (48 Prozent) zu sprechen.
Abstand halten, ohne den Kontakt zu verlieren
„Die Corona-Krise zwingt die Menschen zum Abstandhalten. Gerade für Familien ist das mitunter schmerzhaft, wenn Kinder nicht ihre Eltern und Enkelkinder nicht ihre Großeltern besuchen können. Das kann über Video-Anrufe ein Stück weit kompensiert werden“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Auch nach der Krise wird der Videoanruf für viele Menschen die bevorzugte Kommunikationsvariante bleiben, vor allem, wenn man sich aufgrund großer räumlicher Distanzen nicht regelmäßig besuchen kann.“
Letzteres ist aus meiner Sicht wahrscheinlich, weil viele Menschen Videochats erfolgreich ausprobiert haben und die Geräte nun entsprechend eingerichtet sind. Sie entsprechend zu nutzen ist ab diesem Punkt einfach und die Vorteile gegenüber herkömmlichen Telefonaten (die, wie andere Untersuchungen zeigen, ebenfalls verstärkt genutzt werden) eminent.
Für Gespräche nicht mehr anreisen müssen
Spannender ist indes, wie sich die Nutzung von Videoanrufen in Situationen entwickeln wird, bei denen weder räumliche Distanz noch Kontaktbeschränkungen oder Angst vor Ansteckung Treffen mit persönlicher Anwesenheit entgegenstehen. Der persönliche Kontakt hat zwar durchaus positive Aspekte, doch unter wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten wäre es ein großer Gewinn, diese Treffen zu reduzieren – vor allem dann, wenn die Teilnehmer extra anreisen, um an einem Gespräch teilzunehmen. Was letztlich auch ein Argument für Tage im Homeoffice ist. Was die gemeinsame Arbeit angeht, ist meine Erfahrung, dass es die Produktivität sehr fördern kann, wenn jeder an seinem eigenen Arbeitsplatz sitzt, wo er alles griffbereit hat.
Wie ist das bei Euch – habt Ihr seit dem Beginn der Corona-Pandemie Videochats stärker als vorher verwendet? Welchen Stellenwert hatten Videoanrufe vorher?