Schon seit Jahren kommt es immer wieder vor, dass Unternehmen ungewollt Informationen über neue Produkte im Internet veröffentlichen. Besonders großen Unternehmen ist dies schon häufiger passiert – und das in den verschiedensten Branchen. Teilweise rechtfertigen sich die Unternehmen im Nachhinein auch damit, dass ihnen der Fehler gar nicht selbst unterlaufen ist, sondern die Verantwortung bei einem externen Partner liegt. So wurde zum Beispiel schon häufiger behauptet, Fotografen oder PR-Agenturen hätten wichtige Bilddaten vorzeitig im Web veröffentlicht.
Bei der Netzgemeinde kamen derartige Ereignisse immer gut an. Viele Blogger haben sich über derartige Vorfälle amüsiert und den Unternehmen eine mangelnde Medien- bzw. Online-Kompetenz vorgeworfen. In einigen Fällen mag diese Kritik berechtigt sein, in einigen Fällen aber auch nicht. Denn mittlerweile gilt es sich ernsthaft die Frage zu stellen, ob tatsächlich Missgeschicke vorliegen oder ob Unternehmen ihre angeblichen Online-Missgeschicke nicht einfach nur zur Werbezwecken inszenieren. Schließlich kommt es immer wieder zu derartigen Vorfällen – und eigentlich sollten die Unternehmen längst daraus gelernt haben.
Man denke nur an Mercedes-Benz: Rein zufällig wurde ein paar Wochen vor der offiziellen Vorstellung des Fahrzeugs ein professionell produziertes Video des Fahrzeugs im Internet veröffentlicht. Gerade Mercedes-Benz hatte mit ungewollten Vorabveröffentlichungen im Web schon so häufig zu kämpfen, dass mittlerweile genug Wissen darüber vorhanden sein dürfte, wie man derartige Vorfälle vermeidet. Viele Autofans sind sich mittlerweile sicher, dass das Online-Missgeschick der vorzeitigen Veröffentlichung inszeniert wurde: Derartige Nachrichten sprechen sich nämlich schneller herum, was für das Unternehmen wiederum mehr Reichweite bedeutet.
Dasselbe halte ich auch von neuesten Daten, die zu einer Sony Digitalkamera veröffentlicht wurden. Wie bei Golem zu lesen ist, hat die tschechische Niederlassung von Sony ganz ungewollt ein Handbuch im Internet veröffentlicht. Das Handbuch soll nur für ganz kurze Zeit online zugänglich gewesen sein – aber dieser kurze Zeitraum soll schon ausgereicht haben, damit sich Leute die Daten sichern und dann verbreiten konnten.
Um ehrlich zu sein, kann ich mir dies nicht vorstellen. Das ist doch die typische Geschichte, wie man sie mittlerweile tausende Male erlebt hat. Vielleicht hat man extra Tschechien gewählt, weil man den Osteuropäern weniger Online-Kompetenz zutraut, aber am Ende wirkt dies für mich wie eine schlechte Verschleierungstaktik.
Natürlich ist es in keinem der Fälle möglich, die angeblichen Online-Missgeschicke zu enttarnen und letztlich belegen, dass es sich am Ende um nichts anderes als den Versuch handelt, bei den Medien für Aufmerksamkeit zu sorgen und somit indirekt in der Werbetrommel zu rühren. Allerdings sollten die Unternehmen – sofern sie an dieser Taktik weiterhin festhalten möchten – sich künftig ein wenig mehr Mühe geben. Denn inzwischen werden einfach zu häufig Bilder, Handbücher etc. angeblich ungewollte im Web veröffentlicht.
Mai 6th, 2011 at 10:27
Schöner Beitrag. ^^
Einige dieser „Leaks“ sind garantiert gewollt. Und irgendwie macht das beiden Seiten Spaß. Die einen tun so, als wäre nichts passiert, die anderen freuen sich, wenn exklusiv etwas „in freier Wildbahn“ auftaucht und man der erste ist, der darüber berichtet. So funktioniert cleveres Marketing heute. Ich find’s witzig. 🙂