Das Datenvolumen im Bereich WLAN wächst 2011 viel stärker als das im Mobilfunk. LTE bleibt dieses Jahr der Durchbruch noch verwehrt, prognostiziert Deloitte. Die Bedeutung von Social Media nimmt zu, aber den Werbemarkt dominiert weiter das Fernsehen.
So wie der Dezember alljährlich die Zeit der Rückblicke ist, erscheinen im Januar Prognosen für das neue Jahr. Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte hat diese Woche ihren Report „TMT Predictions 2011“ veröffentlicht. Die drei Buchstaben stehen für Technologie, Medien und Telekommunikation. Alle drei Bereiche erwartet „ein hohes Maß an Diversifikation“, geben sich die Experten überzeugt.
Mehr Endgeräte, mehr Betriebssysteme
So wächst die Auswahl bei den verkauften Endgeräten wie Notebooks, Netbooks, Smartphones und Tablet-Computern als neue Geräteklasse. Mehr als die Hälfte der 2011 verkauften Computersysteme werden keine PCs mehr sein. Immerhin sollen weltweit aber fast 400 Millionen PCs verkauft werden, sodass von einem Ende der PC-Ära noch keine Rede sein kann. Zur „Komplexität in den TMT-Industrien“ tragen zudem eine höhere Zahl an Prozessortypen und Betriebssystemen bei. Insofern unterscheidet sich die Entwicklung von der des Jahres 2009 mit dem Netbook-Phänomen. Damals entschieden sich die Konsumenten für weniger leistungsfähige Versionen traditioneller PCs bzw. Notebooks.
Stationäre PCs verlieren den „TMT Predictions 2011“ nach erneut an Bedeutung. Den größten Bedeutungszuwachs erfahren Tablet-Computer, die nach dem Privatbereich nun die Unternehmen erobern. 25 Prozent der Tablets schaffen 2011 Unternehmen an, etwa für Außendienstmitarbeiter.
WLAN wächst stärker als UMTS und LTE
Besonders starkes Wachstum erwartet man bei Deloitte bei WLAN, das mit UMTS und LTE, „eine sich ergänzende Kombination bilden“ wird. „Die zunehmende Diversifikation von Endgeräten und Netztechnologien macht den Markt nicht nur für den Endverbraucher komplexer, insbesondere die IT-Abteilungen in Unternehmen werden zunehmend vor größere Herausforderungen gestellt“, kommentiert Dr. Andreas Gentner, Partner und EMEA Industry Leader TMT bei Deloitte. Neben der technischen Administration sind etwa die Software-Entwickler betroffen, die eine Auswahl treffen müssen, weil sie es sich nicht leisten können, alle Plattformen zu berücksichtigen. Für Hardware- und TK-Anbieter ergeben sich allerdings zusätzliche Chancen bei Vermarktung und Positionierung.
Der Durchbruch für den Mobilfunkstandard Long Term Evolution (LTE) wird noch auf sich warten lassen. Die Endgeräteauswahl ist noch klein und die Mobilfunkunternehmen sind erst mit dem Netzaufbau beschäftigt. Außerdem sind die Möglichkeiten beim UMTS-Standard (3G) noch nicht ausgereizt. Mit Techniken wie HSPA+ (oft als 3.5G bezeichnet) können hohe Bandbreiten realisiert werden. Der Umstieg auf LTE ist daher noch nicht so attraktiv. Dem Report zufolge wird 2011 ein erfolgreiches Jahr für LTE, obwohl die Verbreitung langsamer vorangeht als viele Leute erwarten.
Prognostiziert wird ein kurzfristig starker Anstieg des Datenvolumens in WLAN-Netzen. Als Ursachen gelten eine höhere Zahl von Endgeräten mit WLAN-Technik sowie ein starkes Ansteigen der Zahl öffentlicher WLAN-Hotspots. Das WLAN-Datenvolumen steigt dabei besonders infolge der Video-Nutzung auf mobilen Endgeräten. Angesichts des erhöhten Datenvolumens ist es erforderlich, dass WLAN, UMTS und LTE sich ergänzen.
Bedeutung des Mediums Fernsehen wächst
Mehr Zuschauer, mehr Werbeeinnahmen und mehr Pay-TV sorgen dafür, dass das Fernsehen den Medienbereich weiter dominiert. Für Entwicklungspotenzial sorgen „hybride Anwendungsmöglichkeiten“, die auch Kabel- und Telekommunikationsunternehmen neue Chancen eröffnen. Das herkömmliche lineare Fernsehen mit festen Sendezeiten wird durch individuelle Nutzungsformen wie Video-on-Demand und digitale Videorekorder (DVRs) derzeit kaum bedroht. Das liegt weniger an Hürden, die dem Fernsehzuschauer in Form von Aufnahme- oder Vorspulsperren auferlegt werden.
Alte Nutzungsgewohnheiten und der Umstand, dass die Nutzer viele Arten von Sendungen lieber „live“ sehen, schützen das alte Geschäftsmodell der werbefinanzierten TV-Sender. Im Schnelldurchlauf konsumierte Werbespots haben ebenfalls eine Wirkung, konstatiert Deloitte. Nicht zuletzt kann es für TV-Sender und Werbetreibende von Vorteil sein, wenn beispielsweise ein Zuschauer die Episode einer Soap aufzeichnet, wenn er abends mit Freunden ausgeht. Müsste er die Folge verpassen, bliebe er der Serie eventuell nicht treu und ginge als Zuschauer für weitere Episoden verloren.
Social Media bleibt hinter TV weit zurück
„Social Media ist weiterhin ein Treiber für die TMT-Industrien. Es gewinnt nicht nur Nutzer hinzu, sondern noch stärker an Einfluss. Die Monetarisierung bedarf allerdings noch weiteren Anschubs. Möglichkeiten bieten in 2011 neue Formen des Entertainments, eCommerce und Bezahlsysteme“, sagt Klaus Böhm, Director und Leiter der deutschen Media Practice. Bei Deloitte rechnet man mit weltweit über einer Milliarde Mitgliedern in Social Networks, deren Bedeutung für die Werbeindustrie daher zunimmt. Im Vergleich zum riesigen TV-Markt geht es hier aber erst um recht wenig Geld.
Das PDF mit den „TMT Predictions 2011“ ist als kostenloser Download verfügbar (54 Seiten im PDF-Format in englischer Sprache).
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