Wie aus einer aktuellen Befragung hervorgeht, sind zahlreiche Computernutzer häufig wütend auf ihren Rechner, finden im Netz nicht das, was sie suchen, aber lassen sich schnell von Werbung ablenken, sodass sie ihr eigentliches Ziel aus den Augen verlieren. Was negativ klingt, hat vielleicht sein Gutes.
In einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Hightech-Verbands BITKOM sagten 31 % der Nutzer, sie würden sich häufig oder sehr häufig auf Webseiten nicht zurechtfinden. Als häufigste Gründe wurden unübersichtliche Gestaltung sowie unklare Benutzerführung angeführt. Jeder Dritte verliert sogar häufig oder sehr häufig sein eigentliches Ziel aus den Augen, weil er durch Werbebanner, blinkende Bilder und Pop-Ups zu stark abgelenkt werde.
Das klingt danach, als ob die Website-Betreiber dringend etwas ändern sollten, in diese Richtung argumentiert jedenfalls der BITKOM: „Viele Nutzer finden sich im Internet nur schwer zurecht“, stellt BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer fest. „Die Betreiber und Gestalter von Webseiten sollten noch stärker auf die Benutzerfreundlichkeit achten.“ Weniger Bilder und Animationen und eine bessere Benutzerführung empfiehlt der Verband den Betreibern von Internetangeboten.
Dem möchte ich entgegenhalten, dass sich das wunderbar als Argument für die Wirksamkeit von Online-Werbung nutzen ließe. Möglicherweise wird die Werbung im Internet ja stärker wahrgenommen als allgemein angenommen, wenn über schlechte Klickraten gejammert wird. Werbung, die sich ruhig und unauffällig verhält und vom Benutzer gedanklich leicht ausgeblendet werden kann, finanziert die Inhalte nicht. So ist zu viel Nutzerfreundlichkeit am Ende vielleicht nicht im Sinne der User, weil sie die Website bald dann gar nicht mehr nutzen können.
Ein hoher Prozentsatz der Befragten findet im Internet nicht das Gesuchte. Obwohl sie sicher sind, dass bestimmte Informationen online verfügbar seien, finden 30 % häufig oder sehr häufig nicht das Gesuchte. „Bei der Suche nach Informationen können Nutzer auf viele im Netz verfügbare Hilfen zurückgreifen“, betont Scheer. Der BITKOM rät in seiner Pressemitteilung, „bei Google die ‚Erweiterte Suche‘ oder bei Bing die ‚Hilfe‘ zu nutzen. Die erweiterten Funktionen der Suchmaschinen ermöglichen unter anderem eine verfeinerte Suche nach Sprachen, Regionen, Dateiformaten oder auf bestimmten Webseiten. Letzteres ist vor allem bei Webseiten mit einem umfangreichen Informationsangebot sinnvoll.“
Wer sich immer wieder über seinen Computer ärgert, ist nicht alleine, enthüllt die Umfrage. 17 % der Teilnehmer gaben an, sich häufig oder sehr häufig so sehr über ihren Rechner zu ärgern, dass sie ihn am liebsten aus dem Fenster werfen würden. Scheer: „Wir empfehlen allen Nutzern dringend, von PC-Fensterwürfen Abstand zu nehmen, um Dritte nicht zu gefährden.“ Anscheinend nimmt man die Aussagen beim BITKOM mit Sorge auf.
Interessant sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie zwischen unterschiedlichen Altersgruppen: „Während 23 Prozent der befragten Frauen ihren Computer regelmäßig aus dem Fenster werfen wollen, sind es bei den Männern nur halb so viele. Deutlich gelassener sind auch die Älteren. Nur 10 Prozent der Internetnutzer ab 60 Jahre ärgern sich häufig sehr stark über ihren Computer. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es dagegen 29 Prozent“, informiert der Verband.
Was soll man von diesen Zahlen halten? Beherrschen Männer ihre Computer besser oder nur ihre Emotionen? Können Menschen ab 60 Jahren mit Enttäuschungen besser umgehen oder erwarten sie einfach nicht viel von einem Computer?