Viele Internetuser verzichten nach Zahlen einer BITKOM-Studie aufgrund von Sorgen über mangelnde Sicherheit auf Onlinebanking, Onlineshopping und ähnliche Transaktionen im Netz. Nicht völlig zu Unrecht, wie der am selben Tag vorgestellte Lagebericht des BSI zur IT-Sicherheit nahelegt.
Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) hat eine neue Studie vorgestellt, bei der das Institut ARIS in seinem Auftrag 1.000 Menschen ab 14 Jahren befragt hat. Als wichtigstes Ergebnis daraus lässt sich festhalten, dass viele Nutzer die Möglichkeiten des Internets aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht ausschöpfen.
Unbesorgt geht nur jeder fünfte Befragte online. Demgegenüber unterlassen 8 Millionen der 49 Millionen Deutschen, die das Internet nutzen, vollständig Online-Transaktionen wie die Buchung von Tickets oder Reisen, Onlinebanking, Onlineshopping oder das Versenden wichtiger Dokumente per Mail. Speziell auf Onlinebanking verzichten aus Sicherheitsbdenken heraus 16 Millionen Nutzer; jeder Vierte kauft online grundsätzlich nicht ein.
Immerhin 29 % der Befragten gab an, durch Transaktionen im Netz bereit finanziell geschädigt worden zu sein. Allerdings wurden der Befragung nach nur 0,6 % der Nutzer beim Onlinebanking und ebenfalls geringe 4 % beim Onlineshopping geschädigt. Dagegen stehen als größte Gruppe die 18 % von Opfern, deren private Computersyteme durch Viren geschädigt und anschließend neu konfiguriert oder gar komplett ausgetauscht wurden.
Den 29 % der geschädigten Internetnutzer aus der aktuellen Untersuchung steht ein Vergleichswert von niedrigen 7 % aus dem Jahr 2008 gegenüber. Der BITKOM führt dies auf eine erhöhte Zahl von Schadprogrammen, eine weitere Professionalisierung der Internet-Kriminellen sowie eine Verlagerung unseriöser Angebote ins Netz zurück.
Der BITKOM rät den Verbrauchern, Internetdienste nicht komplett abzulehnen, sondern sich online vernünftig zu verhalten und den eigenen Computer zu schützen. Zu den Ergebnissen der Studie zählt auch, dass 81 % der Internetnutzer ein Virenschutzprogramm installiert haben und 55 % eine Firewall nutzen. Es ist jedoch fraglich, ob die ermittelten Werte zuverlässig sind, denn der BITKOM selbst stellt bei wenig erfahrenen Onlinern eine Überforderung bei Begriffen aus der IT-Sicherheit fest.
Um sich vor Cyberkriminellen zu schützen sollten die Internetnutzer regelmäßig ihre Software aktualisieren, mit Bedacht surfen und auf Standardpassworte verzichten.
Im Lichte des ebenfalls zur Eröffnung der CeBIT veröffentlichten Lageberichts zur IT-Sicherheit 2009 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wirken die BITKOM-Ratschläge fast schon wie eine Verharmlosung der Situation. Dort schätzt man die Sicherheitslage derzeit als „katastropher als befürchtet“ ein. „Die Bedrohungslage der IT-Sicherheit bei Verwaltungen, Unternehmen und Privatanwendern ist auf anhaltend hohem Niveau“, heißt es auf der Website des BSI. Die Schadsoftware werde immer komplexer, die Kriminellen immer professioneller. Bei relativ geringem Risiko würden Gewinne in Milliardenhöhe erzielt.
Zwar stellt das BSI ein wachsendes Gefahrenbewusstsein auf Anwenderseite fest, Sorge bereite indes der freizügige Umgang der Nutzer mit ihren persönlichen Daten im Web 2.0. Die Profile aus Social Networks würden das Ausspionieren der User, um diese gezielt anzugreifen, leicht machen.
Hat das BSI mit seiner Kritik recht? Oder wird die Gefahr übertrieben und reicht es, grundlegende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, wie der BITKOM sie empfiehlt?